Liebe Fußballfreunde,
die Ereignisse des gestrigen Sonntagnachmittags kann ich abermals leider nur aus der Distanz wiedergeben, da ich aufgrund der Teilnahme an einer gelungenen wie opulenten Geburtstagszelebrierung nicht zu den jeweiligen Spielorten reisen konnte.
Ab 14.30 Uhr weilten wir zu diesem Zwecke in der „Schönen Aussicht“, verkosteten ein bis zwei Kaltgetränke und freuten uns des Lebens, zumal die musikalische Umrahmung durch Tim Kriete und seine bezaubernde Gattin Simone die Feierlichkeit nochmals um das eine oder andere Level anhob.

II. Mannschaft

Wir hatten kaum Platz genommen, da musste ich bereits die erste Hiobsbotschaft wegstecken, denn das Ergebnis unserer zweiten Mannschaft, die beim FC Westheim-Oesdorf II antreten musste, machte die Runde. Nach einer torlosen ersten Hälfte gingen die Gastgeber sieben Minuten nach Wiederanpfiff mit 1-0 in Front. Eine knappe Viertelstunde vor dem Ende erzielten sie dann mit dem 2-0 die Vorentscheidung. Dem hatten unsere Jungs in der Folge nichts mehr entgegenzusetzen und so blieb es bis zum Abpfiff beim 2-0 für die Hausherren, so dass unsere Mannschaft die nunmehr dritte Niederlage in Folge hinnehmen musste.
„Toll“ dachte ich mir so, schob die aus unerfindlichen Gründen vor meiner Nase stehende Kaffeetasse beiseite und bestellte 28 Kaltgetränke. Frustbewältigung nach Stadionsprecher-Art.

I. Mannschaft

Es war ja nicht so, dass ich der einzige unter den Feiernden war, der dem SVB nahestand. Etliche Bonenburger Fans, die sonst auch auswärts zu den Stammzuschauern zählen, saßen über mehrere Tische verteilt im Saal. Ab 15.00 Uhr sah man immer mal wieder, dass verstohlen aufs Smartphone gelinst wurde. Die erste Mannschaft gastierte nämlich bei der SG Bühne/Körbecke.
Etwa um 15.03 Uhr rappelten überall im Raum die Telefone los, die verschiedenen Augenzeugen in Bühne hatten etwas zu verkünden: Roland Seewald hatte in der dritten Minute das 1-0 für unsere Farben erzielt. Das fing ja prima an, Blickkontakte quer durch den Raum, zustimmendes Nicken, geballte Fäuste. Alles aber mit der angemessenen Zurückhaltung – das Spiel hatte schließlich gerade erst begonnen, es war noch eine Menge Zeit auf der Uhr und solche Weisheiten wie „Wer früh führt…“ geisterten durch den Hinterkopf.
Doch der Start war gelungen. Zur Feier dieses Augenblickes stand der Tisch nun abermals voller Kaltgetränke. Roland sei Dank. Da macht der Junge mal wieder ein Tor und ich bin nicht dabei. Blöd gemacht irgendwie, aber sei es drum. Hauptsache Führung.
Gegen viertel nach Drei dann der herbe Dämpfer. Bühne hatte in der 14. Minute ausgeglichen. 1-1. Alle Uhren standen wieder auf Null, betretene Gesichter im Saal. Der Kellner musste nun wieder mehr laufen. Erneut war Frustbewältigung angesagt.
Dann passierte erst einmal eine ganze Zeit nichts. Bis zur Halbzeit hatte das 1-1 Bestand. Auch im zweiten Durchgang blieben die Telefone zunächst stumm. Bis etwa halb Fünf. Dann tat sich etwas.
Die langen Gesichter wurden noch länger. So lang, dass Pferde neidisch gewesen wären. Denn in der 74. Minute ging die SG Bühne/Körbecke mit 2-1 in Front und hatte somit das Spiel gedreht. Verzweifelte Blicke begegneten sich, das konnte doch nicht wahr sein. Man munkelte, das Tor sei nach einer Ecke gefallen. Mal wieder. Grmpf.
Nun begann die Zeit zu rasen. Die Telefone lagen auf dem Tisch. Bange Blicke. Es war bereits 16.45 Uhr. „Das wars wohl“ hörte ich mich sagen, ohne es zu glauben. Die Hoffnung stirbt zuletzt. Der SVB nie.
Dann war 16.49 Uhr. Überall im Saal vibrierende Telefone. Griffe in die Tasche. Alle hofften auf die erlösende Nachricht. Und sie kam.
In der dritten Minute der Nachspielzeit hatte Bernhard Schwiddessen den Ausgleich erzielt. 2-2.
JAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA! Jubel erschallte im Saal. Bernhard, dieser Teufelskerl. Stets ein Vorbild an Einsatz und Kampfgeist, belohnte er sich und die Mannschaft nun mit diesem Tor.
Tiefes Durchatmen. Glückliche Gesichter. Die Gläser erklangen angesichts glücksbeseelten Zuprostens vielerorts. Schluss in Bühne.
Unsere Mannschaft, die nach den ersten Spielen personell arg gebeutelt ist und „auf dem Zahnfleisch dahergeht“, wie mir ein Spieler später schrieb, hat einmal mehr das Glück durch unermüdlichen Kampf und Niemals-Aufstecken erzwungen und die vielbeschworene „Allerneunzigste“ einmal mehr bemüht. Mein Dank gilt vor allem den Torschützen Roland und Bernhard, aber natürlich auch der gesamten Mannschaft für ihren Kampfgeist.
Dieser Punktgewinn war ein ganz wichtiger.
Ich bin mir sicher, wäre ich vor Ort gewesen, wäre ich durch permanentes Pendeln zwischen Herzinfarkt und Schlaganfall latent gefährdet gewesen.
So konnten wir die Feier mit erheblich gestiegener Stimmung würdig fortsetzen – es war ein richtig schöner Nachmittag.
Weiterhin verspreche ich nun, in dieser Saison kein Spiel mehr zu verpassen. Ohne unsere Mannschaften ist ein Sonntag irgendwie kein richtiger Sonntag.
Sämtliche Sonntage habe ich bis auf weiteres freigeräumt, es gibt keine Geburtstage an Spieltagen mehr, weiterhin habe ich dafür gesorgt, dass der Totensonntag sowie der erste, zweite, dritte und vierte Advent auf einen Mittwoch verlegt werden. Der Sonntag gehört der Kreisliga. Sonst nix.Getreu diesem Motto steht der kommende Sonntag wieder ganz im Zeichen eines Großen Heimspieltages, die zweite Mannschaft hat gegen den SV Menne II die Absicht, die kleine Niederlagenserie endlich zu beenden und die erste Mannschaft kann gegen den FC Neuenheerse/Herbram wieder wichtige Punkte auf dem Weg zum Klassenerhalt einheimsen.

Und ich werde mein Möglichstes tun, um beiden Teams dabei zu helfen.
Ich freue mich jetzt schon wie ein Schnitzel darauf.
Nur der SVB!