Da war er nun endlich, der erste echte Fußballtag nach über einem Dreivierteljahr Zwangspause, einer abgebrochenen Saison und ganz vielen sinnlos vergeudeten Sonntagen.
Und dieser Tag hatte es mächtig in sich, war aber leider nur zu 50% erfolgreich. Alleine zum Himmel ging der eine oder andere bange Blick, war doch alles andere als optimales Wetter angekündigt…

II. Mannschaft

Wie immer gehörte der Auftakt unserer zweiten Mannschaft, die eben jene Mannschaft empfing, die zuletzt am 25. Oktober 2020 ebenfalls zu Gast war: Den Warburger SV II. War diese Mannschaft in der vergangenen Spielzeit allerdings noch als 9er-Team gemeldet, traten sie nun als „vollzählige“ Mannschaft an. Kopf der Truppe war einmal mehr Frank Ise, der selber lange in Bonenburg gelebt hat und auch in dieser Saison als Spielertrainer fungiert.
Während die Gäste mit insgesamt 13 Spielern inclusive Spielertrainer erschienen waren, war unsere Mannschaft exzellent besetzt. Neben den etablierten Stammkräften, Erik-Johan Brede, der nach langer Pause wieder auf den Platz zurückkehrte, dem Routinier Daniel Berendes standen auch die Nachwuchskräfte Leon Rustemeier und Joel Graute zur Verfügung. Alex Penner stand von Beginn an zwischen den Pfosten und als Kapitän fungierte Jens Ehle.
Es war im Vorfeld der Saison angekündigt worden, dass in der C-Liga zukünftig häufig keine Schiedsrichter angesetzt werden und dass sich die beteiligten Mannschaften auf einen Referee aus ihren Reihen einigen müssen. Die Wahl fiel auf Florian Niggemann, der zur neuen Spielzeit nach Warburg gewechselt war, aber aufgrund von Formalitäten noch nicht spielberechtigt war. Es sei vorweggenommen: Florian machte seine Sache gut, die Spieler machten es ihm in der fair geführten Partie aber auch insgesamt leicht. Einzig ein bisschen kräftigere Pfiffe hätte man sich gewünscht – draußen kamen seine Eingriffe ins Spiel desöfteren akustisch einfach nicht an. Die Trikots beider Mannschaften waren sich zwar farblich recht ähnlich, doch Florian – der selber ein Leibchen trug – entschied darauf, dass so gespielt werden könne.
So pfiff Florian pünktlich um halb eins an, etwa 20 Zuschauer waren gekommen – unter ihnen weilte von Anfang an der Trainer der Ersten, Andre Ludwig – und die Zahl erhöhte sich nach und nach nicht zuletzt durch die hinzukommenden Spieler der ersten Mannschaft.
Das Spiel begann mit einem Abtasten beider Mannschaften, Chancen blieben zunächst Mangelware. Fast aus dem Nichts waren es dann nach acht Minuten die Hausherren, die das erste Tor der neuen Saison für den SVB erzielten: Hoher Ball vor das Warburger Tor, Bernhard Schwiddessen stieg hoch und köpfte recht unbedrängt zum 1-0 in die Maschen. Der Jubel wirkte etwas verhalten, offenbar war das Tor wirklich überraschend und auch beim Stadionsprecher lief die Durchsage noch nicht ganz rund.
Nach diesem Treffer kam etwas mehr Leben in die Partie, denn auch Warburg investierte nun etwas mehr, insbesondere der unermüdliche Antreiber Frank Ise sorgte immer wieder für Unruhe. Er selber war es auch, der nach einer guten Viertelstunde den Ausgleich für seine Farben erzielen konnte. Einmal mehr stieß er durch die Mitte vor, kam unbedrängt unweit der 16-Meter-Linie zum Schuss und ließ Alex im Tor keine Chance. 1-1.
Plötzlich ging ein Raunen durch die Reihen der Zuschauer. Das lag aber nicht am Gegentor, sondern daran, dass Patrick Brechtken im Verkaufsraum einen Kaffee zusammengebraut hatte, der dem unbedarften Konsumenten einen nachhaltigen Koffeinschock versetzte. Gut, dass keine herzkranken Fans vor Ort waren – es war nämlich lediglich eine Krankenschwester ohne Einsatzkoffer zugegen.
Zurück zum Spiel.
Dieser kleine Rückschlag brachte unsere Mannschaft nicht aus dem Konzept, sie spielte konzentriert weiter, ließ in der Defensive recht wenig zu und bot ein ganz ansehnliches Passspiel an, sowohl Alex im Tor als auch Leon und Joel boten eine sehr überzeugende Leistung und konnten ein uns andere Mal gekonnt das Spiel eröffnen. Nach einer knappen halben Stunde trug es sich dann zu, dass abermals Bernhard in des Gegners Strafraum unterwegs war, diesmal über halblinks – einmal mehr stieg er hoch, köpfte den Ball über den Keeper hinweg ins Netz: Der SVB führte wieder und diesmal war auch der Jubel etwas lauter...2-1!
Wenige Minuten vor der Pause wiederholte sich das Szenario, Bernhard nahm per Kopf einen weiten Ball aus dem Rückraum auf, brachte die Kugel abermals auf das Tor und noch besser – INS Tor. Zunächst kurzer Jubel, dann Schweigen, Blick zum Schiedsrichter, die Gäste reklamierten Abseits. Doch als dieser zum Anstoßpunkt zeigte, konnte auch „Preußens Gloria“ erklingen – zum nunmehr dritten Mal. Der SVB führte mit 3-1. Alle drei Tore durch Bernhard! Großartige Leistung!

Halbzeit

Nach der Pause tat sich erst einmal längere Zeit nicht viel, durch etliche Wechsel ging der Spielfluss etwas verloren, aber ungeachtet dessen verteidigte unsere Zweite mit Geschick den komfortablen Vorsprung. Dennoch ist eine solche Zwei-Tore-Führung stets eine trügerische Sicherheit, denn nur eine kleine Unaufmerksamkeit kann die sicher geglaubten drei Punkte schnell zum Wackeln bringen. Doch die Warburger Angriffsbemühungen verpufften ein ums andere Mal, spätestens bei Alex war Schluss. Imponierend war aber einmal mehr Frank Ise, der offenbar mit der Lunge eines ganzen Gestüts gesegnet ist und gefühlt um sein Leben rannte. Doch an unserer Hintermannschaft biss er sich die Zähne aus.
Freunde unserer zweiten Mannschaft werden sich nun fragen: Was war eigentlich mit Thomas Pooch? Im ersten Durchgang spielte er mannschaftsdienlich und unauffällig, als den Warburgern in Halbzeit zwei dann so allmählich die Luft auszugehen schien und sich Räume eröffneten, hatte Thomas so einige Szenen, die seinen Mannschaftskollegen und den Zuschauern den Atem zu rauben vermochte. Mehrfach konnte er entweder aus der zweiten Reihe abschließen – mehr oder weniger deutlich am Ziel vorbei – und einmal hatten wir alle schon den Torschrei auf den Lippen, als er ganz alleine auf den Gästekeeper zulief – und dann haarscharf am Pfosten vorbeizielte.
Besser machte es dann in der gerade begonnenen Nachspielzeit Daniel Berendes, der sich schön in der linken Strafraumhälfte durchsetzen konnte, all seine Routine ausspielte und das endgültig entscheidende 4-1 unter großem Jubel aller Schwarz-Weißen erzielen konnte.
Nur eine Minute später war es erneut Thomas, der in den Strafraum eindrang – aber hier zeigte sich, dass er ein Mannschaftsspieler durch und durch ist. Denn er sah, dass über rechts Leon in den Strafraum eingedrungen war, spielte ihm mustergültig in den Lauf, so dass Leon nur noch einschieben brauchte: 5-1.
Sekunden später war Schluss, unerwartet deutlich hatte unsere zweite Mannschaft die Oberhand behalten, was sie in der Folge verdientermaßen ausgiebig mit dem einen oder anderen Kaltgetränk feierte.

Abpfiff

Nun hieß es warten. Denn zum Saisonauftakt kam es für unsere erste Mannschaft direkt zu einem der absoluten Saisonhighlights, nämlich zum Derby auf eigenem Rasen gegen den unmittelbaren Nachbarn von der SG Scherfede/Rimbeck/Wrexen. Während sich unsere Mannschaft warmmachte, gingen abermals die Blicke desöfteren gen Himmel. Zwar war es während der Partie der Zweiten trocken geblieben, doch nun zog es sich bedenklich zu.
Um den zahlreich erwarteten Gästefans ohne lange Wege gastronomischen Service anzubieten, hatte man sich seitens des Vereins überlegt, auf der Gegenseite einen Pavillon aufzustellen. Wie man im Anschluss hörte, wurde dieser gut angenommen.
Das diffuse Wetter hat sicherlich den einen oder anderen unentschlossenen Fan davon abgehalten, zum Sportplatz zu kommen, dennoch war der Besuch von beiden Seiten her mehr als ansehnlich und unterm Strich dürften bestimmt gut 175 Zuschauer vor Ort gewesen sein.
Personell war bei unserer Mannschaft so ziemlich alles dabei, was man aufbieten konnte, Julian Meyer wird uns verletzungsbedingt bekanntlich noch länger ausfallen und Roland Seewald weilte noch im Urlaub. Das Tor hütete Maik Hartmann, Lutz Müller saß als Ersatzkeeper auf der Bank.

I.Mannschaft

Anpfiff

Sehr pünktlich pfiff Schiedsrichter Jürgen Streitbürger die Partie an.
Zunächst blieben größere Chancen Mangelware, beide Mannschaften lieferten sich ein Mittelfeldgeplänkel, jedoch wirkten die Gäste von Beginn an etwas zielstrebiger und entschlossener, in der Anfangsphase unterliefen selbst den alten Hasen unter den Bonenburger Spielern ungewohnte Abspielfehler oder Ballverluste. Die Scherfeder attackierten früh und setzten unsere Mannschaft so unter Druck.
Mehrfach initiierten sie Angriffe über die rechte Seite, doch die Abschlüssen waren zunächst nicht allzu gefährlich. Wenn Maik gefordert wurde, war er zur Stelle.
In der 24. Minute dann griffen sie über links an, spielten in den Strafraum und urplötzlich standen gleich zwei Scherfeder vollkommen frei – einer von ihnen war Manuel Götte, der Maik keine Abwehrchance ließ und zum auf der Gegenseite umjubelten 0-1 abschloss.
In der Folge war unsere Mannschaft darum bemüht, ins Spiel zu finden, doch allzu viel wollte nicht gelingen. Patrick Brechtken hatte nach einem Foulspiel etwa 25 Meter zentral zum Tor nach einer guten halben Stunde einen Freistoß aus aussichtsreicher Position, doch diesen setzte er letztendlich deutlich über die Querlatte.
So plätscherte das Spiel der Halbzeit entgegen und als der Unparteiische nach kurzer Nachspielzeit zur Pause bat, hatte die knappe Führung zu Gunsten der Gäste weiterhin Bestand.

Halbzeit

Wirklich Überzeugendes hatte unsere Mannschaft bis hierher nicht gezeigt, man musste abwarten, wie sie nun mit der Situation umging. Bisher waren die Gäste zielstrebiger und hatten sich die Führung verdient, das musste man zugestehen. Doch noch war eine ganze Halbzeit zu spielen.
Unser Trainer Andre Ludwig entschied sich, zunächst einmal der gleichen Aufstellung wie im ersten Durchgang das Vertrauen zu schenken.
Man merkte sofort ab Wiederanpfiff, dass sich unsere Mannschaft etwas vorgenommen hatte. Die Jungs wirkten bissiger, giftiger und vor allem in der Vorwärtsbewegung mutiger. Schnell wurden sie dafür belohnt – in Form von einigen Eckbällen, die auch nicht schlecht getreten waren, mehrfach fehlte im Strafraum ein Abnehmer.
Generell ließ man die Gäste kaum noch zur Entfaltung kommen, es war der ziemlich exakt umgekehrte Spielverlauf zur ersten Hälfte. Doch bis hierher fehlten die richtig guten Gelegenheiten, da entweder der letzte Pass nicht gelingen wollte, ein Scherfeder Abwehrbein dazwischen war oder schlicht die Anspielstation fehlte.
Nach gut 66 Minuten dann die Riesenchance für den SVB: Der erst Sekunden zuvor für Noah Wagemann eingewechselte Bernhard Schwiddessen – an diesem Nachmittag schon dreimal für die Zweite erfolgreich – stieg nach einer Flanke zum Kopfball hoch und verpasste die Kugel nur um Haaresbreite. „Da hat nicht viel gefehlt“ sagte er nach Abpfiff selber.
Es folgte die beste Phase des SVB im Spiel, die Mannschaft machte richtig Druck. Wenig später scharfe Flanke von nahe der rechten Torauslinie her und gleich zwei hereinrutschende SVBler verpassten wiederum ganz knapp. Es war zum Mäusemelken. Es roch nach einem Tor für Bonenburg, doch die Kiste war wie vernagelt. Ein Distanzschuss von Daniel Schäfers strich haarscharf am Pfosten vorbei.
Meine grauen Haare waren inzwischen weniger geworden, weil ich sie mir nach und nach ausraufte.
Nach 80 Minuten wechselte Andre zum zweiten Mal und brachte Hendrik Hoppe für Joseph Schwiddessen, der einen kämpferisch tadellosen Einsatz gezeigt hatte, aber nun mit den Kräften am Ende war.
Der ganz große Druck seitens unserer Mannschaft war nun vorüber, die Scherfeder bekamen ihr Defensivspiel wieder besser in den Griff. Dennoch liefen unsere Jungs immer und immer wieder gegen das rote Bollwerk an, doch das erlösende Tor wollte einfach nicht mehr gelingen. Die einzige Frage, die ich für mich stellte, war die, warum man nicht einfach unseren Nachwuchs-Brecher Kevin Hibbeln noch ein paar Minuten in des Gegners Strafraum herumwüten ließ. Aber das nur am Rande.
Fast vier Minuten ließ der insgesamt ordentlich pfeifende Schiedsrichter nachspielen, dann nahm er die Pfeife zum Mund – und die knappe Heimniederlage gegen den Rivalen war zur Tatsache geworden.

Abpfiff

Bemerkenswert war, dass sich nach Abpfiff viele Gästespieler auf unsere Seite gesellten und auch ihr Trainer Karl Schröder noch lange am Platz blieb. Auch sie erkannten die gute Leistung unserer Mannschaft in der zweiten Hälfte an und sagten nahezu einhellig, dass ein 1-1 das gerechtere Ergebnis gewesen wäre.
Dafür lässt sich nichts kaufen und dafür gibt es auch keine Punkte, aber:
Ich halte fest, dass der zweite Durchgang spielerisch und vor allem auch kämpferisch das Beste war, was sie bisher im Kalenderjahr 2021 gezeigt hat – darauf lässt sich aufbauen.
Was hängenbleibt, ist ein zumindest zu 50% erfolgreicher und in jedem Fall spannender Fußballnachmittag mit gutem Zuschauerzuspruch und einigen interessanten Gesprächen nach Abpfiff.
Es war schon (fast) dunkel, als ich durch Vorstadtstraßen heimwärts ging. Zwar etwas geknickt. Aber auch hoffnungsvoll.

Weiter gehts.
Nur der SVB!