Der vergangene Sonntag hielt es endlich wieder einmal für uns bereit: Das Derby unserer ersten Mannschaft gegen den ewigen Rivalen von der SG Scherfede/Rimbeck/Wrexen, ausgetragen in Scherfede. Das wollten wir natürlich wieder einmal würdig zelebrieren.
Ärgerlich an diesem Tag war im Vorfeld lediglich, dass unsere zweite Mannschaft zeitgleich zur Ersten in Dössel beim Tabellenzweiten SG Lütgeneder/Dössel antreten musste. Das bedeutete zweierlei: Einerseits konnten wir die Mannschaft nicht standesgemäß auswärts unterstützen und andererseits fehlten uns die Spieler an der Außenlinie in Scherfede.
Inhalt
II.Mannschaft
Das Spiel in Dössel war letztendlich eine klare Sache. Unser Trainer Andreas Richter hatte lediglich einen schmalen Kader zur Verfügung, neben Routinier Felix Müller musste auch Altmeister Henning Schümann von Beginn an ran, so dass man gerade einmal auf elf Spieler kam.
Unter dieser Prämisse schlugen sich die Jungs beim gastgebenden Spitzenteam wacker, aber durch einen Doppelschlag in der 26. und 31. Minute geriet man dann doch mit 0-2 ins Hintertreffen. Dieser Zwischenstand hatte bis zur Pause Bestand.
Nach einer guten Stunde erhöhten die Hausherren dann auf 3-0, was die Vorentscheidung in der Partie bedeutete. Durch einen neuerlichen Doppelschlag in der 79. und 81. Minute schraubte der Gastgeber den Spielstand auf 5-0 in die Höhe, woran sich bis zum Abpfiff durch Schiedsrichter Achim Laaser nichts mehr änderte.
Letzterer hatte in der Begegnung alle Hände voll zu tun, denn er musste dreimal die Gelbe und einmal die Gelb-Rote Karte (78.) zücken, allesamt gegen die SG Lütgeneder/Dössel. Unsere Mannschaft, die in den letzten Jahren stets zu den fairsten der C-Liga zählte, musste keine Verwarnung hinnehmen.
Unterm Strich eine klare Sache, aber unter den gegebenen Umständen hatte man alles in die Waagschale geworfen und die geringfügig favorisierte Heimmannschaft hier und da ärgern können.
I.Mannschaft
Und ärgern zu müssen, das stand natürlich nicht auf unserer Agenda, die wir uns am frühen Sonntagmorgen in der Bonenburger Gaststätte „Zur Schönen Aussicht“ einfanden. Frohen Mutes, voller Tatendrang und entschlossen trafen die zunächst sechs Wanderwilligen ziemlich pünktlich um 8.00 Uhr ein, um den gastgebenden Wirt mit unserer Anwesenheit zu beglücken und zu testen, ob Kaltgetränke so früh am Morgen schon mundeten. Wir stellten fest: Jau. Ging.
Um 8.45 Uhr machten wir uns dann auf den Weg zum Spielort, wo wir dann nacheinander noch die Gaststätten Rose, Luis und Hoppe abklapperten.
Noch bevor das Lokal der Familie Rose betraten, empfing und der Trainer der Gastgeber Karl Schröder fröhlich winkend mit einem durch den gesamten Ort schallenden „Willkommen“, auch unser Torhüter Maik Hartmann schien auf uns gewartet zu haben.
Zwischenzeitlich erhöhte sich die Zahl der Anwesenden zudem auf neun.
Während unseres Aufenthalts in der Gaststätte Hoppe berichtete uns der Gastgeber und Betreiber des Lokals Georg Waldhoff, dass unser Vorhaben, alle Scherfeder Lokalitäten abzuklappern, vor einiger Zeit erheblich aufwändiger gewesen wäre – denn es gab Zeiten, als es in Scherfede 13 (!) Kneipen gegeben hätte. Herrje, das wäre anstrengend gewesen. Da hätten wir wohl schon freitags abends loslaufen müssen…
In jedem Fall bedanke ich mich bei den beteiligten vier Gaststätten für die jeweils sehr freundliche Aufnahme und bei der Familie Geilhorn (Luis) für das tolle Essen. Das hat auf jeden Fall sehr viel Freude gemacht und wird beim nächsten Derby ganz bestimmt wiederholt.
Da wir unseren Zeitplan weitestgehend einhielten, waren wir rechtzeitig am Sportplatz, um nach herzlicher Begrüßung alter Bekannter unseren Standort ein wenig häuslich einzurichten.
Dann konnte es losgehen, wir waren bereit. Ein Blick auf den Platz offenbarte, dass Maik wieder im Tor stand, Roland Seewald nach zweiwöchiger Pause wieder zur Verfügung stand, auch Bernhard Schwiddessen spielte von Beginn an. Verzichten musste unser Trainer Andre Ludwig allerdings auf die Langzeitverletzten Julian Meyer, Lutz Müller sowie auf Jaspar Wagemann und die angeschlagenen Dennis Kriwet und Phil Jonietz. Patrick Brechtken nahm zunächst auf der Bank Platz.
Schon den ganzen Tag über hatten wir echtes Glück mit dem Wetter, es blieb durchweg trocken, manchmal lugte sogar die Sonne hervor – und pünktlich zum Spiel setzte sich diese durch. Angenehmes Herbstwetter, etwa 150 Zuschauer am Platz, davon rund 60 aus Bonenburg, alles war angerichtet.
Anpfiff
Mit leichter Verspätung pfiff Schiedsrichter Mathias Thamm das langersehnte Derby an. Und pfiff es nur wenige Momente später direkt wieder ab, nachdem aus einer Gruppe hinter dem rechts von uns gelegenen Tor Pyrotechnik gezündet wurde. Besagte Gruppe sollte mich an diesem Nachmittag noch beschäftigen.
Nachdem wieder Ordnung eingekehrt war, pfiff der der Schiedsrichter wieder an. Unsere Mannschaft hatte sich einiges vorgenommen, das spürte man. Ähnlich wie beim Spiel in Germete im ersten Durchgang war sie um Spielkontrolle bemüht und versuchte, mit schnellen Angriffen über die Außen vor das gegnerische Tor zu kommen.
Die erste Hälfte gehörte ganz klar dem SVB, der mehr für das Spiel machte und die Scherfeder konnten sich bei ihrem Torwart und der mangelnden Präzision im Bonenburger Abschluss bedanken, dass es bis zur Pause beim torlosen Unentschieden blieb. Schon nach 40 Minuten wechselten die Gastgeber erstmals. Bei unserer Mannschaft gab es dazu keine Veranlassung, sie zeigte bis hierher eine gute Vorstellung.
Halbzeit
Entsprechend unverändert ging unser Team in den zweiten Durchgang, Scherfede hingegen tauschte mit dem Seitenwechsel zweimal aus. Das Gesamtbild veränderte sich dadurch geringfügig dahingehend, dass Scherfede das Spiel nun offener gestaltete und unsere Mannschaft öfter in die Defensive gedrängt wurde. Doch wenn er gefordert war, war Maik zur Stelle.
Dann kam die 57. Minute. Der Ball kommt in den Scherfeder Strafraum. Unser Modellathlet Bernhard Schwiddessen kommt zum Ball. Bringt diesen aufs Tor…und noch besser…INS TOOOOOOOOOOOOOOOOOOOR für den SV 21 Bonenburg! Riesenjubel brandete von unserer Seite aus über den Platz – die Führung zu einem Zeitpunkt, als Scherfede sich anschickte, mehr fürs Spiel zu tun. Ganz wichtig! Erinnerungen an 2017 wurden wach, als Roland zu einem ganz ähnlichen Zeitpunkt die Führund für unsere Farben erzielte.
Unmittelbar danach wechselte auch der SVB erstmals, Patrick Brechtken kam für Hendrik Hoppe ins Spiel.
Nach einer guten Stunde mussten dann auch die Hausherren noch einmal wechseln, denn Manuel Götte hatte sich offenbar das Knie verdreht und hat sich womöglich eine schwerere Verletzung dabei zugezogen (63.). An dieser Stelle wünsche ich ihm von Herzen das Allerbeste, auf dass er schon bald wieder auf dem Platz stehen kann.
Einige Minuten später dann die kalte Dusche: Unaufmerksamkeit in der Bonenburger Hintermannschaft, plötzlich taucht Dominik Flottau frei vor Maik auf und hat keine Mühe, den Ball im Tor unterzubringen. 1-1 (70.). Da hatte ihr Trainer Karl Schröder ein glückliches Händchen bewiesen, denn der Torschütze war erst zur Halbzeit eingewechselt worden.
Alles wieder offen und jetzt wurde das Spiel zunehmend ruppiger, der Spielfluss litt unter häufigen Unterbrechungen, weil immer wieder ein Spieler am Boden lag. Doch hier muss ich dem Schiedsrichter Thamm ein großes Kompliment aussprechen, denn er war jederzeit Herr der Lage und zückte dann den Gelben Karton, wenn es auch gerechtfertigt war. Zwar wurde es hektischer, aber so unterband er, dass es ausartete.
In der 73. Minute wechselte auch der SVB zum zweiten Mal, indem er Noah Wagemann für Jan Müller in die Partie brachte.
Sieben Minuten später schöpfte Bonenburg ebenfalls sein Kontingent mit zwei weiteren Auswechslungen aus, Kapitän Lars Hoppe ging vom Feld, für ihn kam Kevin Hibbeln. Zeitgleich kam Leon Rustemeier in die Partie, er ersetzte Florian Ernst. Das geschah gezwungener Maßen, denn Florian hatte sich einige Minuten zuvor eine womöglich schwerere Blessur zugezogen, Zeugen berichteten von einem deutlich zu vernehmendem Knacken. Auch ihm wünsche ich natürlich nur das Allerbeste und schnellstmögliche Genesung. Unser Mister Zuverlässig ist unverzichtbar für die Mannschaft.
Die hektische Schlussphase in aufgeheizter Atmosphäre veranlasste den Schiedsrichter, vier Minuten nachspielen zu lassen, was absolut vertretbar war.
Unsere Mannschaft war nun bemüht, das Unentschieden über die Zeit zu bringen, beim Tabellenzweiten ein beachtliches Ergebnis und auch ich hatte mich eigentlich schon damit abgefunden, denn vom Spielverlauf her wäre das auch insgesamt gerecht gewesen.
Aber die allerneunzigste Minute war diesmal leider nicht auf unserer Seite. Die Gastgeber warfen noch einmal alles nach vorne. Und sie fanden eine Lücke in der Bonenburger Hintermannschaft. Aaron Bräuning, wiederum ein eingewechselter Spieler, vollendete nach Vorlage von Dominik Flottau, der das 1-1 selber erzielt hatte, zum vielumjubelten 2-1 für die Scherfeder (90.+3).
Lähmendes Entsetzen natürlich auf unserer Seite, während um uns herum alles jubelte. Immer wieder ein mieses Gefühl – aber das gehört zum Fußball leider dazu. Umgekehrt haben wir es ja auch schon sehr oft erlebt. Aber in einem Derby tut das doppelt weh.
Abpfiff
Das kann ich auch akzeptieren, was ich allerdings nicht akzeptieren kann, sind die Dinge, die während und auch nach dem Spiel von der schon angesprochenen Gruppe hinter dem Tor so verlautbart wurde. Bei aller Rivalität – das war teilweise über das Zumutbare hinaus. Schon im ersten Durchgang war ich schon auf dem Weg dorthin, wurde aber von der Scherfeder Bank abgefangen. Nach Abpfiff wurde es mir aber doch zuviel und ich sprintete dorthin (da hat das ganze Training wirklich was gebracht), doch auch diesmal waren in Person von Thomas Hoffmann, Daniel Wulf und Maik Hartmann besonnene Menschen vor Ort, die schlichtend eingriffen. Mit etwas Abstand muss auch ich einsehen, dass die Aktion als Mittel der Deeskalation nicht unbedingt das erste Mittel der Wahl sein sollte, aber aus der in einem Derby zwangsläufig aufkommenden hochgradigen Emotion heraus ist man schon mal unvernünftig. Auch wenn das letztendlich eine kleine Randnotiz ist, bedauere ich das sehr, es wird nicht wieder vorkommen.
Zumal ich zu unseren Nachbarn eigentlich schon seit Jahren ein gutes Verhältnis pflege, weswegen mich diese verbalen Entgleisungen doch ziemlich getroffen haben. Da man mir aber im späteren Verlauf von Vereinsseite der SG zusicherte, dass das angesprochen würde, war und ist das dann auch für mich erledigt – denn vieles kam auch dort nicht gut an.
In jedem Fall verbrachten wir noch etwas Zeit in Scherfede und nahmen während diverser freundschaftlicher Gespräche noch das eine oder andere Kaltgetränk zu uns, ehe wir die letzte Gelegenheit nutzten, zurück nach Bonenburg zu kommen. Das zur Verfügung stehende Auto wurde raumtechnisch optimal ausgenutzt, in jedem Winkel steckte ein Bonenburger. Als ich den Kofferraum öffnete, um meinen Koffer zu verstauen, empfing mich statt Stauraums ein fröhliches Grinsen.
Den Abend ließen wir dann am Ausgangspunkt des Tages ausklingen, in der „Schönen Aussicht“ empfing uns ein Großteil der zweiten Mannschaft und auch der eine oder andere Akteur der Ersten ließ sich blicken. Nach rund 14 Stunden war dann auch für mich ein aufregender und -reibender Tag beendet.
In Sieg wie in der Niederlage sind wir nämlich eine schwarz-weiße Familie. DAS nimmt uns niemand. Und darauf bin ich stolz.
Am Sonntag geht es weiter!
Nur der SVB!