Leider ereilt uns in dieser Spielzeit immer wieder das Schicksal, dass sich die sonntäglichen Partien unserer beiden Seniorenmannschaften zeitlich überschneiden, wenn sie nicht sogar gänzlich parallel stattfinden. So auch am gestrigen Sonntag. Während die erste Mannschaft um 12.30 Uhr beim VfR Borgentreich II antreten musste, führte der Weg unsere Zweite nach Gehrden zum SuS Gehrden/Altenheerse II, wo der Anpfiff um 13.00 Uhr angesetzt war.
Inhalt
II.Mannschaft
Ähnliche Bedingungen herrschten sicherlich auch in Gehrden vor, wo unsere zweite Mannschaft mit einer zusätzlichen Bürde leben musste: Es standen (Spieler)Trainer Andi Richter nämlich lediglich genau elf Spieler zur Verfügung, er selber schon mitgezählt, das Tor hütete Felix Müller. Somit mussten diese gezwungenermaßen trotz der widrigen äußeren Bedingungen neunzig Minuten durchspielen.
Der Platz in Gehrden glich eher einem Ascheplatz, da die Plätze laut Verordnung nicht mehr gewässert werden dürfen, war auch hier keinerlei Grün mehr zu sehen und wie einst Jürgen Drews in seinem doofen Kornfeldbett-Lied trällerte, „duftete es nach Heu“. Aber diese Bedingungen galten natürlich für beide Mannschaften.
Personell besser ausgestattet waren allerdings die Gastgeber, die über vier Ersatzspieler verfügten. Dieser Vorteil zahlte sich nach einer knappen halben Stunde, in der unsere Mannschaft gut mithielt, dann leider für die Hausherren aus: Nach 25 Minuten wechselten sie zweimal und beide eingewechselte Spieler trugen sich wenig später (28. und 31. Minute) jeweils in die Torschützenliste ein, so dass es plötzlich 2-0 für Gehrden stand.
Vor der Pause legten sie noch einmal nach, in der 35. Minute erzielten sie noch das 3-0, was zeitgleich den Pausenstand bedeutete. Bis hierher schlugen sich die Jungs recht wacker, die Tore fielen nach Aussage von Kapitän Jens Ehle leider „unglücklich beziehungsweise zu einfach“.
Nach dem Seitenwechsel ließen dann die Kräfte bei unserer bedauernswerten Mannschaft zusehends nach und sie musste der Hitze Tribut zollen, es ging Schlag auf Schlag.
Abermals binnen sieben Minuten (48., 50., 55.) musste unsere Mannschaft drei Gegentore hinnehmen, so dass Gehrden den Zwischenstand auf 6-0 hochschraubte. Nach genau einer Stunde gab es zu allem Überfluss einen Elfmeter gegen unsere Zweite, welcher das 7-0 zur Folge hatte.
Nachdem Gehrden dann in der 70. und 74. Minute noch zwei Treffer erzielt hatte und somit auf 9-0 davongezogen war, hatten sie genug und beließen es bei diesem Ergebnis, welches bis zum Abpfiff Bestand hatte.
Ich habe allen Respekt vor der Einstellung unserer zweiten Mannschaft, die sich unter diesen Bedingungen und angesichts der dünnen Personaldecke dieser schweren Aufgabe stellte. Daher gilt der Mannschaft trotz der bitteren Packung mein und unser Dank – ihr Einsatz ist vorbildlich.
Es ist nun mal so, dass gerade die Zweite darunter leidet, wenn sie zeitgleich mit der Ersten antreten muss – und wenn diese dann noch zu allem Überfluss personelle Engpässe hat und potenzielle Akteure der Zweiten nachnominiert werden müssen, wird die Luft schnell dünn, dazu gesellten sich gestern noch einige Ausfälle von sonst gesetzten Stammkräften. Meine Hoffnung ist, dass trotz der in dieser Saison bereits erlittenen deftigen Niederlagen die Lust am Fußball und am Verein nicht verlorengehen. Wir brauchen diese zweite Mannschaft!
Von alledem bekamen wir in Borgentreich nichts mit, es war schließlich niemand bei der Zweiten da, der uns die Zwischenstände hätte mitteilen können, es waren ja alle Anwesenden auf dem Platz.
I.Mannschaft
Also musste ich mich auch gestern wieder für eine Partie entscheiden und so reiste ich mit unserer Ersten nach Borgentreich. Gegen 11.15 Uhr machte ich mich aus dem nordhessischen Ausland auf, um anzureisen. Gegen 11.15 Uhr fuhr ich los, aufgrund der Sperrung in Volkmarsen wählte ich diesmal den Weg über die Autobahn. Das verhältnismäßig geringe Verkehrsaufkommen sorgte dann dafür, dass ich bereits kurz vor Mittag am Spielort war.
Ich sah mich um. Ich war der erste, der nicht unmittelbar zum Spielbetrieb gehörte und an Ort und Stelle eingetroffen war. 12.30 Uhr. Eine unchristliche Zeit irgendwie, das Ganze fühlte sich gestern merkwürdig surreal an. Kaum einer am Platz, um 12.00 Uhr bimmelten die Kirchenglocken und ansonsten war es war eigenartig still.
Die Sonne brutzelte erbarmungslos vom nahezu makellos blauen Himmel, es gab in der Borgentreicher Roland-Kampfbahn wenige Möglichkeiten, sich der für Anfang September schon bemerkenswerten Hitze von fast 30 Grad ein wenig zu entziehen. Eine glückliche Fügung war es da, dass sich auf der Seite des Platzes, wo sich der Bonenburger Anhang (etwa 30 Fans waren mitgereist) später niederlassen sollte, eine hohe Hecke befand, die ein wenig Schatten spendete, in den wir uns dann hineindrängelten.
Die Spieler taten mir jetzt schon leid, zu der Hitze von oben kam dann die zurückgestrahlte Wärme vom Kunstrasenplatz. Es stand unseren Jungs mal wieder ein hartes Stück Arbeit bevor.
Wir sahen der Begegnung mit dem VfR Borgentreich II mit Spannung entgegen. Das dritte Mal von bisher vier Partien gegen eine zweite Mannschaft, die ersten beiden Male waren es zähe Spiele gegen tiefstehende Gegner. Ähnliches erwartete ich auch an diesem Tag.
Personell war die Lage ähnlich wie in der Vorwoche. Roland Seewald stand diesmal nicht zur Verfügung, ebenso wie Pascal Kleinert. Verletzungsbedingt fehlen weiterhin Patrick Brechtken, Florian Ernst, Daniel Schäfers und zusätzlich meldete sich am Morgen Kevin Voß verletzt ab, kurzfristig musste auch Lutz Müller passen.
Dafür war Thomas Müller wieder im Kader, saß aber zunächst auf der Bank, ebenso wie Dennis Kleinert, Kevin Hibbeln und Christian Rüther. In der Anfangself, angeführt von Kapitän Jan Müller, stand Maik Hartmann zwischen den Pfosten und Hendrik Hoppe kehrte ins Team zurück, auch Jaspar Wagemann war noch am Morgen aus Köln angereist.
Schiedsrichter der Partie war Elmar Scherf aus Ossendorf, ein äußerst kommunikativer Vertreter seiner Zunft, aber in Bonenburg wohlbekannt und die Gastgeber staunten nicht schlecht, als Elmar mit etlichen Bonenburgern ein kleines Pläuschchen abhielt. Man kennt sich halt, auf das spätere Spiel hatte das keinerlei Einfluss.
Anpfiff
Sehr pünktlich pfiff der Schiedsrichter an.
Schnell war klar, wie das Spiel laufen sollte. Bonenburg war klar spielbestimmend, Borgentreich versuchte, eng am Mann zu stehen, Kombinationen des SVB zu unterbinden und früh zu stören. 90 Prozent der Verteidigungsaktionen waren Rausbolzen oder Ins-Aus-Köpfen.
Entsprechend schwer taten sich unsere Jungs zu Beginn, zur aufopferungsvollen Verteidigung der Gastgeber, unentwegt lautstark motiviert durch ihren Trainer, der mit klugen Begriffen wie „antizipieren“ um sich warf, aber Schwächen beim Imperativ, auf die ich ihn freundlichst aufmerksam machte, aufwies, gesellten sich Unkonzentriertheiten im Passspiel bei unserer Mannschaft.
Lars Hoppe, von Beginn an auffälligster Akteur im SVB-Trikot, wurde nach knapp fünf Minuten durch einen klugen Diagonalpass auf halblinks schön angespielt, als er aber zum Spurt ansetzen wollte, wurde er vom Schiedsrichter zurückgepfiffen. Abseits. Angeblich. War es aber nicht. Der ansonsten solide Schiedsrichter hatte hier etwas Probleme, insgesamt dreimal pfiff er Bonenburger Spieler (in meinen Augen) wegen vermeintlicher Abseitspositionen zu Unrecht zurück.
In der sechsten Minute dann die erste echte Chance für den SVB: Nach präziser Flanke durch Daniel Wulf von rechts setzte Lars zum Kopfball an, er traf den Ball aber nicht gut und die Kugel ging doch recht deutlich rechts am Tor vorbei.
Danach entwickelte sich ein mühsames Spiel für unsere Mannschaft. Immer das gleiche Bild. Bonenburg im Vorwärtsgang. Ball nach vorne. Abwehr dazwischen. Versuch eines Gegenzuges. Spätestens bei Julian Meyer oder Jaspar im Abwehrzentrum war dann aber Schluss. Oder aber Borgentreich schlug den Ball ins Aus oder ins Spielfeld-Nirgendwo. So ging das eine ganze Zeit lang.
Trainer Michael Scheele an der Außenlinie wurde zusehends verrückt. Die Jungs zeigten nicht den Fußball, den er sich vorstellte. Er bemängelte fehlende Laufbereitschaft und zu große Passivität. Dies tat er den Jungs bei der kurzen Spielunterbrechung während der dringend erforderlichen Trinkpause auch kund.
Nach Wiederanpfiff musste Joseph Schwiddessen dann kurz mit Nasenbluten vom Feld, der Schiedsrichter wollte dies so. Versehen mit einem Watte-Füllsel durfte er dann wieder mitwirken. Dieses trug er auch lange in der Nase, ich wäre glaube ich irgendwann erstickt.
Joseph war es auch, der den Ball nach 26 Minuten wieder einmal in Richtung gegnerisches Tor brachte: An der Strafraumgrenze in halbrechter Position schoss er, der Ball ging aber ganz knapp links vorbei.
Den direkten Versuch eines Gegenzuges unterband Jaspar Wagemann mit einem Foulspiel, welches der Unparteiische mit Gelb ahndete. Bei der Aktion hatte Jaspar sich selber wehgetan und lief eine ganze Zeit sichtlich unrund.
Dann kam die 32. Minute. Ball wieder im Borgentreicher Strafraum. Hektik. Gewühl. Der Ball landet beim an der Fünfmeter-Markierung lauernden Lars Hoppe. Der fackelt nicht lange. Zieht ab. Der Ball geht ins linke, lange Eck ins TOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOR für den SVB! 0-1! Da war sie wieder, die 30. Spielminute und folgende – in dieser noch jungen Saison immer wieder eine spiel(vor)entscheidende Phase.
Danach änderte sich am Spielablauf nicht viel. Aber mit dem 1-0 im Rücken spielten unsere Jungs etwas entspannter, aber nicht wirklich ruhiger und präziser. Borgentreich verbreitete allerdings auch nicht mal annähernd so etwas wie Torgefahr, so dass das äußerst faire Spiel pünktlich und recht ereignisarm mit der knappen Führung für uns in die Halbzeit ging.
Halbzeit
Zur Pause brachte unser Trainer mit Thomas Müller und Dennis Kleinert für den angeschlagenen Jaspar Wagemann und Hendrik Hoppe ins Spiel.
Nach dem Wiederanpfiff sah man schnell, dass die Gastgeber kräftemäßig zum Teil an ihre Grenzen stießen. Unsere Mannschaft hingegen kontrollierte das Geschehen und immer wieder versuchte man, über die Außen in Richtung Gästestrafraum zu kommen. Noah Wagemann und Lars über links und Daniel Wulf über rechts wagten immer wieder Vorstöße. Lobend erwähnen muss man auch Dennis, der in der Mitte immer wieder Bälle schön festmachte, eroberte und mit gutem Auge in die Spitze spielte. Auch Thomas Müller hinten drin machte seine Sache sehr gut, überzeugte mit gutem Stellungsspiel, Abgeklärtheit und durchdachter Spieleröffnung.
Doch die erste echte Chance des zweiten Durchgangs kam eher über die Mitte zustande. Wieder war es Joseph, der diesmal von halblinks abzog, der Ball flog nur Millimeter rechts am Borgentreicher Tor vorbei.
In der 57. Minute wieder ein Vorstoß über die Linke Seite. Lars hatte sich einmal mehr dort durchgesetzt. Sieht Tobi Ricken, bis hierher überwiegend auf der Außenbahn unterwegs, im Strafraum, der vollkommen ungedeckt dort lauerte. Tobi bekommt den Ball mustergültig zugespielt, allerdings mit dem Rücken zum Tor stehend. Er behält die Nerven. Dreht sich. Schießt. Und trifft.
TOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOR!
0-2. Angesichts des Spielverlaufs eine Vorentscheidung. Oder?
In der 63. Minute wechselte der SVB erneut, Kevin Hibbeln kam für Dennis Kleinert ins Spiel. Ansonsten war auf dem Platz in dieser Phase nicht viel los. Lars war gerade mit dem Trinken fertig, da gab es die zweite Trinkpause.
Erst eine gute Viertelstunde vor Schluss nahm die Partie noch einmal Fahrt auf. In der 73. Minute war es Kevin, der schön einen Pass in den Lauf gespielt bekam, alleine auf den Keeper zulaufen konnte. Dieser kam ihm entgegen und Kevin schloss etwas überhastet ab, schoss den Torwart dadurch quasi an.
Eine Minute später sah Bernhard Schwiddessen, unser „Mister Zuverlässig“, für eine Allerwelts-Zweikampfsituation eine ziemlich überzogene Gelbe Karte. Es gab so gut wie keine Fouls in diesem Spiel, da sind die zwei Verwarnungen für unsere Spieler schon etwas hoch gegriffen.
In der 75. Minute war es erneut Kevin, der aussichtsreich auf das Tor der Gastgeber zulaufen konnte. Diesmal schloss er nicht überhastet ab, sein Schuss ging allerdings dennoch über den Querbalken.
In der Schlussviertelstunde, die bei beiden Mannschaften geprägt war durch einige Hin- und Herwechseleien (in der B-Liga sind ja bis zu fünf Wechsel und anschließend Wiedereinwechselungen möglich), wobei die Auswechselspieler bei uns nicht unbedingt „Hurra“ schreiend Schlange standen, war Borgentreich sichtlich um Offensive bemüht, doch bis auf zwei mehr oder weniger harmlose Eckbälle kam nichts dabei herum.
Maik im Tor hatte aus dem Spiel heraus so gut wie nichts zu tun und eine wirklich nennenswerte Torchance konnten die Gastgeber nicht generieren. Sie verteidigten allerdings durchaus geschickt und machten unserer Mannschaft das Leben über weite Strecken recht schwer, das muss man durchaus anerkennen.
Nach 40 Sekunden Nachspielzeit erlöste der Schiedsrichter dann die hitzegeplagten Spieler, die eilends in Richtung Schatten flohen. Akteure und Fans auf Bonenburger Seite rissen natürlich die Arme hoch und jubelten.
Abpfiff
Der perfekte Saisonstart war perfekt.
Die Mannschaft spielt unter dem neuen Trainer einen Fußball, der an das Spielkonzept „Kontrollierte Offensive“ von Otto Rehhagel, welches er dereinst zu den Glanzzeiten von Werder Bremen praktizierte, erinnert (zu Zeiten, als die Akteure unserer ersten Mannschaft noch gar nicht auf der Welt waren). Spielkontrolle gepaart mit Offensivaktionen, ohne aber die konzentrierte Defensivarbeit zu vernachlässigen. Womöglich ein Schlüssel, der das Schloss „B-Liga“ zu knacken vermag. Nicht immer attraktiv, aber durchaus erfolgreich – und vor allem für den Gegner ganz schwer einzuschätzen und zu bespielen.
Die Zwischenbilanz:
Vier Spiele. Vier Siege. Kein Gegentor. Zwölf Punkte. Sieben zu Null Tore.
Tabellenführung!
Natürlich wenig aussagekräftig nach gerade einmal vier von dreißig Spieltagen. Aber trotzdem schön. In dieser Liga trennt sich allmählich Spreu vom Weizen und das Gute ist, dass wir vorerst oben mit dabei sind. Wohin die Reise wirklich führt, wird man dann sehen, wenn es gegen die anderen hoch gehandelten Mannschaften geht, nach derzeitigem Stand sind das Westheim und Dalhausen.
Für den Moment muss man mir das Grinsen schon mit einer Dachlatte aus dem Gesicht schlagen, und selbst das dauert Stunden.
Und schon jetzt freue ich mich auf das kommende Wochenende, denn am Sonntag steht der nächste Große Heimspieltag an, wenn unsere Mannschaften auf die dritte beziehungsweise die zweite Mannschaft der neu gegründeten Spielgemeinschaft SpVgg Egge – ehemals als TuS 1910 Willebadessen und FC Neuenheerse/Herbram bekannt – treffen.
Dann lautet unser Tagesmotto:
Wieder siegen und weiter siegen!
Nur der SVB!