Das Wochenende wurde durch einen massiven Akt der Selbstzerstörung eröffnet, bereits am Freitag gab es erst das alljährliche „Konzert der Chöre“ im Rahmen der Warburger Oktoberwoche, auf welches zunächst ein Besuch des Bierzelts auf selbiger Veranstaltung folgte, wo ich auf viele wohlvertraute Gesichter stieß – und der Abend endete im Fiasko alias Weinzelt (oder wie die schummrige Kaschemme heutzutage heißt) bei grässlichen entfernt an Musik erinnernden Geräuschen und irgendeinem Gesöff, das unter dem großspurigen Begriff „Wein“ firmierte und sogar die kleinen Lämpchen innerhalb meiner Lampen innerhalb der Rüstung ausschoss, die ich mir parallel dazu samt Helm auch noch verbeulte. Oder kurz gesagt: Aua. Ich merke allmählich, dass ich bald keine 40 mehr bin, sondern im Februar 41 werde.

Der Samstag…Testbild…piiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiep…TILT…out of order…Syntax Error in 2019…Emergency…XXXXXXXXX…Himmelherrgottherrje…

Als ich nach dem Freitag erstmals am Sonntagmorgen zugegebermaßen recht erholt und erfrischt erwachte, wurde mir gewahr, dass erneut ein Tag mit unserem grandios-gloriosen SV 21 Bonenburg auf dem Programm stand, wenn auch leider in reduzierter Form. Denn die Spielansetzungen machten es wieder einmal notwendig, dass man sich zwischen unseren Seniorenmannschaften zu entscheiden hatte.

Die Zweite musste nämlich um 14.00 Uhr bei den Calenberger Sportfreunden antreten, ein mehr als unglücklicher Termin, schließlich spielte die Erste wie immer um 15.00 Uhr, diesmal bei TuS Bad Driburg. Wenn man eine Fahrzeit zwischen beiden Spielorten von einer guten halben Stunde ansetzt, machte es leider wenig Sinn, erst nach Calenberg zu fahren, wenn man pünktlich zum Anstoß in Bad Driburg sein wollte.

Somit entschied ich mich letztendlich schweren Herzens, auf die Unterstützung unserer zweiten Mannschaft zu verzichten und direkt nach Bad Driburg zu fahren. Somit kann ich aus eigener Wahrnehmung zum Spiel in Calenberg wenig sagen und muss mich auf die kargen im Internet verfügbaren Daten berufen.

II. Mannschaft

Unsere Mannschaft ging unter Führung von Kapitän Jens Ehle erheblich ersatzgeschwächt in die Partie, unter anderem fehlten Kapitän Daniel Sommer und Nicolas Wilmes verletzungsbedingt und Bernhard Schwiddessen musste in der Ersten aushelfen. Lange konnte unsere Mannschaft in der von Schiedsrichter Friedrich Niemeier geleiteten Partie die Null halten, doch in der 41. Minute brach das Bollwerk dann doch und die Hausherren gingen mit 1-0 in Front. Bis zur Halbzeit erhöhte Calenberg gar auf 3-0 (44., 45.).

Nach Wiederanpfiff ging das Toreschießen der Gastgeber munter weiter, auch die Einwechslung von Routinier und Edel-Edelreservist Henning Schümann konnte dies nicht verhindern, durch zwei weitere schnelle Tore (48., 52.) machten die Calenberger endgültig den Sack zu. Diese ließen nach 73 und 83 Minuten noch zwei weitere Tore folgen, womit sie den Endstand von 7-0 herstellten.

Somit war es für unsere Zweite ein gebrauchter Tag, mit leeren Händen mussten sie den Heimweg nach Bonenburg antreten. Wenn man sich allerdings anschaut, was Germete II mit Daseburg II so angestellt hat (16-0), hat sich unsere Zweite trotz des deutlichen Ergebnisses angesichts der vielen Ausfälle noch ganz tapfer geschlagen. Dass man nun auf den siebten Tabellenplatz abgerutscht ist, ist ebenfalls verkraftbar, denn: Die nächsten Punkte kommen bestimmt!

I. Mannschaft

Von alledem bekam ich zunächst nichts mit, denn ich traf um 14.15 Uhr bei Uwe ein, um mit ihm zunächst Torwartlegende Bernd Rohde abzuholen und dann nach Bad Driburg aufzubrechen. Brechen ist das richtige Stichwort. Was fahre ich DA gerne hin.

Im Vorfeld hatten die Gastgeber mit großem Tammtamm Werbung gemacht. Freier Eintritt, Oktoberfestflair, Riesenstimmung, Einweihung des neuen Kunstrasenplatzes.

Freier Eintritt okay, kann man nicht meckern. Aber der Rest war TuS von der Stange: Nix los, sogar noch weniger als die letzten Male, die Stimmung passte sich wie immer dem nebenan gelegenen Friedhof an, der einzige, der seine aufdringliche gute Laune ungefragt ins Volk johlte, war der Karussellbremseroberkapellmeister in seinem Glaskasten, von wo er grottenschlechte Musik in die Gemeinde penetrierte. Aber das ist ja nix Neues, kennen wir alles schon. Neu war, dass die Driburger von ihrer Bank aus das Spiel filmten. Ihr hört von meinem Anwalt, ich bin auch einmal durchs Bild gelaufen, fühle mich belästigt.

Zu der üblichen TuStesse, äääh Tristesse gesellte sich ein mehr als überschaubarer Bonenburger Anhang, der letzte Tag der Oktoberwoche mit dem Erntedankmarkt und dem Umzug der Spielmannszüge, mach urlaubsbedingte Abwesenheit und natürlich nicht zuletzt die in Calenberg gebundenen Spieler der Zweiten reduzierten die Anzahl der schwarz-weißen Fans auf gut 10. Bad Driburg ist halt kein Publikumsmagnet, auch für Bonenburger nicht.

Personell sah es bei unserer Mannschaft auch nicht rosig aus, zu den Langzeitverletzten gesellte sich nun zu allem Überfluss der verletzte Florian Ernst und auch Roland Seewald stand an diesem Sonntagnachmittag nicht zur Verfügung. So mussten wir eben schauen, was machbar ist.

Das Spiel war noch gar nicht angefangen, hatte ich schon das erste Mal die Faxen dicke. Statt der sonst dort üblichen Kirmesmusik lief zum Einlauf „Hells Bells“. Perlen vor die Säue. Wirkt dort irgendwie deplatziert.

Anpfiff

Als Schiedsrichter Markus Sievers die Partie pünktlich eröffnete, war unsere Mannschaft zunächst einmal darauf bedacht, defensiv sicher zu stehen und dann durch präzise lange Bälle in die Spitze vor allem auf Dennis Kriwet in die Offensive zu kommen. Ersteres klappte in der Frühphase des Spiels gut, letzteres zunächst gar nicht.

Doch alle Bemühungen waren schon nach neun Minuten Makulatur, denn mit ihrer ersten echten Chance gingen die Hausherren direkt in Führung. Pass in die Schnittstelle unserer Defensivreihe, gute Ballmitnahme des Angreifers und zwei SVB-Verteidiger kamen zwar noch zum Mann, nur leider einen Tick zu spät, so dass sie dem am chancenlosen Lutz Müller vorbei ins Tor rollenden Ball nur noch hinterherschauen konnten (1-0).

„Oooh, wie ist das schön…“ in der bezaubernden Mickie-Krause-Version dröhnte über den Platz, der als einziger in irgendwelche Lederhosen gepresste Ansageonkel hatte einen Heidenspaß. Ich weniger.

Wir riefen aufmunternde Worte ins Feld, der neue Kunstrasenplatz, für dessen ausgestreutes Granulat unzählige Korkeichen ihr Leben lassen mussten, schien für uns kein gutes Pflaster zu werden. Aber es war ja noch viel Zeit.

Unsere Mannschaft ließ sich nicht lange bitten und suchte ihrerseits den Weg nach vorne. Kapitän Lars Hoppe setzte mit einem feinen langen Pass den losstürmenden Dennis Kriwet ein, der sich in eine gute Abschlussposition brachte – doch sein Abschluss ging haarscharf am rechten Torwinkel vorbei (11.).

Doch auch Bad Driburg war immer mal wieder gefährlich, sie kombinierten gefällig, so auch nach 14 Minuten, als manch einer an der ziemlich einsamen Bierbude den Ball bereits im Tor wähnte, doch der unermüdlich laufende Jaspar Wagemann fungierte als Spielverderber und köpfte den Ball von der Linie zur Ecke.

Vier Minuten später wieder Bad Driburg im Vorwärtsgang, kam mehr oder minder unbedrängt am linken Pfosten zum Kopfball, doch dieser strich am Tor vorbei. Es war offenbar noch ein Abwehrbein dazwischen, denn es gab einen ergebnisneutralen Eckball.

Dann eruhigte sich das Geschehen auf dem Platz, es passierte nicht viel. Unsere Hintermannschaft agierte konzentriert, immer wieder blieben die Bälle der Hausherren hängen. Das eigene Umschaltspiel war in Ansätzen erkennbar, man wusste, was die Jungs dort vorhatten, doch leider fehlte die Präzision. Der letzte Ball in die Spitze war es, der einfach nicht gelingen wollte.

Die Gastgeber machten es besser, als sie die nächste Gelegenheit dazu hatten. Bis zur 35. Minute hielten unsere Jungs den Ball vom Tor fern, doch dann schlug Driburg eiskalt zu: Sie griffen über die rechte Seite an, setzten sich gegen unsere Hintermannschaft durch und kamen zum Abschluss. Zunächst konnte Lutz parieren, doch leider nur nach vorne zurück in den Strafraum – und dort stand dummerweise ein Angreifer, der den Ball entschlossen unter die Latte jagte. 2-0. „Oooooh, wie ist das schööööön…“. Gott, wie das nervte.

Abgesehen von dem so allmählich ins Negative abdriftenden Spielverlauf kam nun ein zunehmend frischer Wind auf, der es in dem gefühlt 750 Meter über Normalnull liegenden „Stadion“ (in dem laut Ansagergelaber schon 3.000 Zuschauer, wenn nicht sogar 30 Millionen zugegen waren), das bis auf den angrenzenden Indianerfriedhof über keinerlei Windschutz verfügte, durch den es allmählich doch ein wenig fußkalt wurde. Ich fror – und zu meiner Überraschung half das ziemlich kalte Veltins auch nicht, da Abhilfe zu schaffen.

Doch einmal konnte unsere Mannschaft unser Herz noch einmal erwärmen, 39 Minuten waren gespielt. Freistoß für den SVB, halblinke Position, gut 30 Meter zum Tor. Jungstar Josef Schwiddessen eilte zur Ausführung. Er schlug den Ball präzise an den Fünfmeterraum, wo Lars Hoppe hochsprang, den Ball um vielleicht fünf Zentimeter verpasste. Die Abwehr kriegte den Ball nicht unter Kontrolle, die ebenfalls anwesenden Jochen Jochheim und Dennis Kriwet allerdings auch nicht, so dass die Hausherren den Ball doch noch irgendwie wegbekamen. Verdammt, DAS wäre der richtige Zeitpunkt zum Anschluss gewesen. Doch so blieb es bis zum pünktlichen Halbzeitpfiff beim 2-0 für Bad Driburg.

Halbzeit

Nach vorne waren die Gastgeber gewohnt gut, doch hinten offenbarten sie wiederholt Schwächen. So hatte ich die Hoffnung noch nicht ganz aufgegeben, dass hier vielleicht noch etwas ging.

Zum zweiten Durchgang wechselte unsere Mannschaft aus, Bernhard Schwiddessen kam für Dennis Kleinert in die Partie. Er trug die Nummer 9. Auftrag war klar.

Meine Hoffnungen schienen sich nach Wiederanpfiff zunächst zu bestätigen. Der SVB hatte den Vorwärtsgang eingelegt. Schnürte Bad Driburg sogar phasenweise am eigenen Strafraum ein. So auch nach 50 Minuten, als Daniel Schäfers, unermüdlich als Antreiber unterwegs, an der Strafraumgrenze zum Abschluss kam. Der Ball prallte ab, Daniel sah den heraneilenden und besser zum Tor stehenden Jochen, ließ den Ball zu ihm durchlaufen, Jochen zog ab – und dessen strammer Schuss ging haarscharf rechts am Tor vorbei. Maaaaaaaaaaaaann…

Eine Minute später versuchten die Driburger einen Konter über rechts, der aber eher ungefährlich links am Tor vorbeiging. Wiederum im direkten Gegenzug war es abermals Jochen, der den gegnerischen Torwart mit einem schönen Schuss prüfte, doch der Keeper konnte den Ball mit einer Hand zur Ecke lenken.

Immer und immer wieder berannten unsere Jungs den Strafraum, fanden aber die entscheidende Lücke nicht. In dieser Phase hatte Bad Driburg das Glück, das uns an diesem Nachmittag in den entscheidenden Situationen fehlte. So auch in der 57. Minute. Wiederum setzten sie einen Konter, diesmal über die halblinke Seite. Lutz kam heraus, der Angreifer legte den Ball an diesem vorbei und die Kugel trullerte aufs Tor zu…und wär auch so ins Tor gegangen. Jaspar dachte sich „Mit mir nicht!“, rutschte noch hinein und fabrizierte so ein Eigentor (3-0). „Oooooh, wie ist das schööööön…“. Schnauze!

Unsere Jungs gaben aber weiterhin nicht auf, waren unbedingt darauf aus, das Ergebnis positiver zu gestalten. In der 59. Minute waren Dennis und Daniel Schäfers im Doppelpack allein in Richtung Torwart unterwegs, Daniel führte den Ball, drang in den Strafraum ein…hätte abschließen können, wollte aber den mitlaufenden Dennis uneigennützig einsetzen. Doch diese Uneigennützigkeit rächte sich bitter, denn es kam doch noch ein Verteidiger und schnippelte den Ball weg.

Drei Minuten später wieder Bad Driburg, sie trugen einen Angriff über rechts vor, brachten eine Flanke nah vors Tor, wo am langen linken Pfosten ein Mitspieler lauerte, doch dieser setzte den präzisen Ball per Kopf genauso präzise neben das Gehäuse.

Nach 70 Minuten wechselte unsere Mannschaft zum zweiten Mal, Hendrik Hoppe ersetzte den erschöpften Daniel Wulf, der sich aufgerieben hatte.

In der 76. Minute war es erneut der unermüdliche Dennis, der diesmal alleine auf den Keeper zulief. Das MUSSTE es doch jetzt endlich einmal sein, doch NEEEEEEEEEIN, diesmal fischte ihm der Keeper den Ball vom Fuß. Herrje, die Chancen bisher reichten für mindestens zwei Spiele. Nur zwei Minuten später kam Daniel Schäfers unweit der Sechzehner-Markierung zum Schuss, der hätte ganz sicher gut gepasst…doch der stramme Schuss landete statt im Netz an der Rübe eines Verteidigers, der erst einmal zu Boden ging. Hatte sich denn alles gegen uns verschworen?

Und noch einmal Daniel, diesmal in der 81. Minute, wieder schießt er aus rund 20 Metern aufs Tor, diesmal aber zu unplatziert und genau auf den Keeper. Auch Kapitän Lars durfte noch einmal ran, nach einem Bonenburger Eckball köpfte er aufs Tor – und wie sollte es anders sein, ging der Ball rechts am Pfosten vorbei.

Spätestens jetzt war uns klar, wir konnten noch zwei Stunden spielen, ein Tor wollte nicht gelingen, dabei war es so verdient und überfällig wie selten. Doch es wollte nicht gelingen.

Die Kräfte unserer wacker kämpfenden Jungs ließen nun endgültig nach, was die Hausherren noch zum 4-0 nutzten, die Situation war ähnlich wie in der 62. Minute: Flanke von rechts. am linken Pfosten steht einer herum, der diesmal per Kopf ins Tor vollstrecken konnte. Der „Van der Vaart von Bad Driburg“ (O-Ton Glaskastenonkel) hatte wieder zugeschlagen. „Oooooh wie ist das schööööön…“. Kotz.

Drei Minuten vor dem Ende kam auch Pascal Kleinert (den ich gelegentlich auch Patrick nenne) der für den fleißigen, aber an diesem Tag vom Pech verfolgten Dennis Kriwet eingewechselt wurde, noch zu einem Kurzeinsatz und pünktlich pfiff der unauffällige, also gute Schiedsrichter ab. Gott sei Dank.

„Oooooooooooh, wie ist das schön…“, und zu unser aller Freude nun in voller Länge. Nix wie weg hier.

Abpfiff

Fazit: Das Spiel war bei weitem nicht so einseitig, wie das Ergebnis suggerieren will, unsere Mannschaft hatte zahlreiche, teilweise hochkarätige Chancen zu eigenen Treffern und wurde weit unter Wert geschlagen. Streckenweise wurde ich an ein Spiel aus meiner Vergangenheit erinnert, vor ziemlich genau 11 Jahren, als der 1. FC Kaiserslautern mal bei TuS (!) Koblenz (die übrigens in ähnlich hässlichen Fummeln wie die Driburger umherirrten) am 05. Oktober 2008 keinen Deut schlechter als die Gastgeber war, aber letztendlich mit 0-5 unterlag. Ich war damals vor Ort und das war eins der kuriosesten Spiele, die ich jemals sehen durfte/musste.

Jedenfalls muss unsere Mannschaft das gestrige Spiel abhaken und das Positive mitnehmen, auch wenn es schwerfällt – aber gestern waren teilweise sehenswerte Spielzüge dabei, es fehlte einfach das nötige Glück.

Denn die entscheidenden Wochen beginnen nun, gerade die nächsten beiden Spiele sind wegweisend, denn am kommenden Sonntag empfangen wir den SSV Würgassen und eine Woche später reisen wir nach Neuenheerse. Das sind ohne Wenn und Aber zwei Sechs-Punkte-Spiele.

Ich weiß, dass sich unsere Jungs dessen bewusst sind.

Packen wir es also an!

Nur der SVB!