Lange hatten ich mich darauf gefreut, dass die bisher so belanglos vor sich hindümpelnden Sonntage endlich wieder mit Leben gefüllt werden und nach dem ersten Schritt mit der Beendigung der Winterpause, durch die erste Mannschaft am letzten Wochenende, war es gestern dann endlich soweit: Auch die zweite Mannschaft griff wieder ins Geschehen ein und somit ist die Tristesse vorerst wieder vorbei.
Einziger kleiner Wermutstropfen war lediglich, dass die Zweite zuhause und die Erste auswärts beim SV Höxter antreten musste – aber wo ein Wille ist, ist auch ein Weg. Für diesen großartigen Vereine ist kein Weg zu lang.
Aber zunächst führte mich mein Weg am späten Vormittag zum Bonenburger Sportgelände, wo auch eine gut besetzte zweite Mannschaft bereits fast vollzählig anwesend war. Auch Schiedsrichter Andreas Kierzk aus Bad Driburg war frühzeitig vor Ort – einzig der Gegner SG Bühne/Körbecke II ließ etwas auf sich warten, kam aber doch noch rechtzeitig zum Spiel in Bonenburg an.
Auf Seiten der Bonenburger war ein alter Bekannter dabei: Kassem Al Mohamad war nach 1 1/2 Jahren in Scherfede zu seiner alten Wirkungsstätte zurückgekehrt und machte – soviel sei vorab verraten – ein gutes Spiel.
So war alles angerichtet, um pünktlich zu beginnen. Doch vor dem Anpfiff hatte ich noch eine traurige Pflicht zu erfüllen: Bekanntlich ist Rene Rohde, langjähriger Spieler der zweiten Mannschaft, am 05. Februar unweit seiner Heimat Bonenburg im Alter von nur 31 Jahren bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen. Aus diesem Grunde wählte ich diesmal als Einlauflied „So wie du warst“ von Unheilig. Als sich die Mannschaften auf dem Feld befanden, gab es zu Ehren von Rene dann eine kurze Gedenkansprache sowie eine Schweigeminute.
Lieber Rene, wir werden dich nie vergessen. Ruhe in Frieden.
Nach diesen doch aufwühlenden Momenten eröffnete Schiedsrichter Kierzk dann die Partie. Zunächst passierte recht wenig, beide Mannschaften tasteten sich ab. Es dauerte bis zur 8. Minute, als der SVB erstmals in die Nähe des gegnerischen Tors kam, doch ein Pass von Thomas Pooch auf den aufrückenden Jochen Jochheim war etwas zu optimistisch gespielt – ein Usain Bolt hätte den wohl nicht erlaufen können.
Im direkten Gegenzug wurde es dann vor dem von Andreas Richter gehüteten Tor erstmals brenzlig: Die Gäste spielten einen Ball scharf in die Spitze, doch aus unerfindlichen Gründen lief der angespielte Mann nicht durch und blieb einfach stehen. Kräftemangel? Magnetfeld? Sympathien für Bonenburg? Man weiß es nicht. Es blieb jedenfalls beim 0-0.
In der 20. Minute wurde ein Bonenburger unweit des gegnerischen Strafraums von den Beinen geholt und folgerichtig gab es Freistoß. Daniel Sommer schnappte sich den Ball, legte ihn sich zurecht – jagte den Ball in Richtung Tor, zielte aber zu genau, nämlich direkt auf des Gegners Keeper.
Wenige Minuten später hatte Thomas Pooch freistehend eine gewaltig-riesig-monumentale Gelegenheit, doch am langen rechten Pfosten vergab er wie ein…nun ja…Thomas Pooch es eben als einziger weltweit kann.
Knapp 35 Minuten waren auf der Uhr, da ereignete sich folgendes: Maßgenaue Flanke in Bühnes Strafraum, Bernhard Schwiddessen stieg mustergültig hoch, brachte den Ball per Kopf in Richtung rechter Torwinkel. Der bemitleidenswerte Keeper musste hilflos mit ansehen, wie sich die Kugel wunderbar absenkte und hinter dem chancenlosen Torwart ins Tor fiel: 1-0 für den SVB, die rund 20 Zuschauer – darunter einige Spieler der ersten Mannschaft – rissen begeistert die Arme hoch.
In der 40. Minuten ging dann ein Gästespieler im Bonenburger Strafraum nach einem Zweikampf zu Boden. Alles blickte zum Schiedsrichter, der zum Entsetzen der Bühner keinerlei Anstalten machte, auf Strafstoß zu entscheiden. Doch alle Proteste nutzten nichts, der sichere Leiter der Partie blieb bei seiner Entscheidung, seine Pfeife blieb stumm.
Die reguläre Spielzeit war fast abgelaufen, da schlug unser Kopfballungeheuer erneut zu. Wieder Flanke in Bühnes Strafraum, wieder kam Bernhard zum Ball und setzte ihn erneut unhaltbar für den Gästekeeper ins Tor: 2-0 für den SVB! Jubel. Preußens Gloria. Klasse, Jungs!
Doch es war immer noch nicht Pause, ein Gästespieler hatte bei Bernhard zugeguckt und wollte auch mal einen Kopfball in Richtung Tor setzen. Unglücklicherweise traf auch er ins Ziel und verkürzte noch in der Nachspielzeit (45+2) auf 1-2 aus Gästesicht.
Dann war Pause. Zur allgemeinen Beruhigung der insgesamt entspannten Situation lauschten wir den komplexen Melodienstrukturen von Mr. Conway Twitty. Hach…
In der Halbzeit wechselte der SVB dann erstmals, Sven Boblest ersetzte Lukas Pieperling, der gemäß Absprache zwischen den Trainerteams die erste Mannschaft in Höxter verstärken sollte.
Nach der Pause versuchte dann zunächst, Bühne/Körbecke das Spiel an sich zu reißen. In der 47. Minute wäre es dann fast zum Ausgleich gekommen, als eine scharfe Flanke vor dem Bonenburger Tor herlief, doch glücklicherweise kam der hereinrutschende Angreifer für den schnellen Ball einen Tick zu spät. Puuh, da fehlte nicht viel.
Wenig später musste der umtriebige, aber bis dahin glücklose Thomas Pooch eine Pause einlegen – er hatte sich im gegnerischen Strafraum eine Blessur zugezogen. Später konnte er aber wieder eingewechselt werden. Für ihn kam Lutz Meyer.
Die beste Chance der Gäste hatten sie in der 56. Minute, als sie nach einem zügigen Angriff aufs Tor schossen, aber nur den linken Pfosten trafen. Nochmals Puuuuh…
Der an diesem Nachmittag gut aufgelegte Erik-Johan Brede wurde dann nach ziemlich genau einer Stunde eindringlich vom Schiedsrichter ermahnt – Erik erspähte den ballführenden Gegenspieler, machte sich auf, um die Kugel zu erobern, rutschte beim Hinlaufen aus und erwischte dabei auch den Gegner. Es war sichtbar keine Absicht, dies erkannte auch der gute Referee und beließ es bei einer Gelben Karte sowie einer Ermahnung.
In der Folge hatte unsere Zweite das Spiel wieder im Griff und erspielte sich Chance um Chance. Allein Lutz Meyer hatte zwei aussichtsreiche Gelegenheiten jeweils aus halbrechter Position (66., 70.) und auch Ralf Haurand vergab freistehend von der Strafraumgrenze (69.)
Nachdem Ugur Tokgöz (für Lutz Meyer) eingewechselt wurde und Thomas Pooch wieder im Spiel war, war es an letzterem, die Entscheidung herbeizuführen.
Jochen eroberte sich unweit der Mittellinie den Ball, lief einige Meter, sah den auf halblinks vollkommen frei stehenden Thomas und der hatte keine Mühe, den Ball am chancenlosen Bühner Keeper vorbei ins Tor zu jagen (3-1). Riesenjubel natürlich auf Bonenburger Seite, das war die Entscheidung. Der Drops war gelesen, die Messe gelutscht.
Dieses Tor entpuppte sich als Wirkungstreffer, vom Gegner kam nichts mehr und unsere Mannschaft beschränkte sich darauf, den Sieg nach Hause zu fahren. Wenig später war es soweit, nach kurzer Nachspielzeit beendete Andreas Kierzk die Begegnung.
Unsere zweite Mannschaft hat somit durch einen 3-1-Sieg einen optimalen Start ins neue Fußballjahr erwischt.
Nun hieß es: Schnell abbauen, ins Horn brechen und aufstoßen, denn die gut 40 Kilometer bis Höxter mussten noch bewältigt werden. Der Sternegastronom hatte sich dankenswerter Weise bereit erklärt, mit seiner Großraumlimousine zu fahren und so machten wir uns auf in die Kreishauptstadt.
Als wir um rund 10 Minuten verspätet dort eintrafen, stellten wir zunächst fest, dass rund um den Sportplatz mehr Autos abgestellt waren als Zuschauer da waren, denn die Besucherzahl war überschaubar, während der SVB mit den obligatorischen 25 Fans plus X vor Ort war.
Zunächst einmal brachte ich in Erfahrung, was bisher passiert war und ich erhielt folgende Antwort: Nix. Schon einmal erfreulich, denn Höxter schielte laut eigener Aussage noch auf den zweiten Tabellenplatz und die durch den Kunstrasen für unsere Jungs ungewohnten Bodenverhältnisse machten es auch nicht gerade einfacher.
So stieg dann auch ins Spiel ein. Und es passierte auch weiterhin eigentlich nix. Höxter versuchte zwar, das Spiel zu machen, und das bei gefühlt 85% Ballbesitz, doch unsere Mannschaft schaffte es zunächst, den Gegner vom eigenen Tor fernzuhalten. Doch blöderweise führte der erste richtige Torschuss der Hausherren direkt zum 1-0, als sie von der Sechzehnmeterlinie die Lücke fanden und Lutz Müller im Tor keine Chance ließen (24.).
Unsere Mannschaft versuchte nun, etwas mehr nach vorne zu tun, doch die Spitzen Tobi Ricken und Toni Norberts hingen weitestgehend in der Luft. Lange Bälle erreichten sie nicht oder die Bälle gingen schon auf dem Weg in die Spitze verloren. Nach einer halben Stunde fand mal ein langer Ball Toni, doch Höxters Keeper war zur Stelle.
Die Gastgeber wirkten spritziger, ballsicherer und die Kombinationen flüssiger, auch wenn Bonenburgs Abwehr im ersten Durchgang stets Schlimmeres verhindern konnte. In der 40. Minute brach Höxter dann doch einmal vorne durch, doch Lutz war zur Stelle und nahm den Ball auf.
Unmittelbar vor dem Halbzeitpfiff dann noch einmal so ein langer Ball, diesmal auf Tobi, doch abermals konnte Höxters Torhüter die Situation bereinigen.
Dann war Pause, das Trainerteam Gockeln/Schade reagierte und brachte mit Hendrik Hoppe (für Florian Ernst) und Lukas Pieperling (für Dennis Kleinert) zwei frische Kräfte, die die bis hierher ziemlich brachliegende Offensive beleben sollten.
Doch dieses ehrenvolle Ansinnen erhielt ziemlich schnell den ersten Dämpfer, als Höxter direkt mit der ersten Gelegenheit das Ergebnis auf 2-0 hochschraubte (48.).
Doch dies unsere Mannschaft aus der bisherigen Lethargie zu wecken, denn nun begann die beste Phase des SVB im Spiel. Die Jungs legten den Hebel auf „Offensive“ um und wurden schnell belohnt: Tobi Ricken wurde aus dem Rückraum auf halbrechts schön eingesetzt, dieser spurtete energisch aufs Tor zu und ließ mit einem überlegten und trockenen Abschluss dem gegnerischen Keeper keine Chance. Nur noch 2-1. Großer Jubel im Gästeblock, dieser Torschrei sollte an diesem Nachmittag der lauteste sein – und bleiben.
Unsere Mannschaft witterte Morgenluft, wenige Minuten nach dem Anschlusstreffer war schwarz-weiß wieder in des Gegners Strafraum, hektisches Gewühle, Höxter bekam den Ball nicht weg – unsere Jungs den Ball aber leider auch nicht rein, ehe Höxter die Kugel dann doch aus der Gefahrenzone befördern konnte.
Anschließend übernahm Höxter wieder das Kommando, kam zu mehreren Torschüssen, doch wiederholt verfehlten sie das Ziel mehr oder weniger knapp. Der aus meiner Sicht solide pfeifende Unparteiische Michael Dorstewitz zog dich nach einer guten Stunde den Unmut der paar Heimfans zu, als er nach einem Höxteraner Angriff, der auch im Tor landete, das vermeintliche Tor nicht gab, weil er zuvor ein Foul an einem Bonenburger Spieler gesehen hatte. Hab ich auch so gesehen, da ich aber da gerade zwischen Höxteraner Zuschauern stand, hab ich denen was anderes erzählt. Man muss halt mit den Wölfen heulen.
Doch die Vorentscheidung fiel eine knappe Viertelstunde vor dem Ende, als Höxter einmal mehr im Bonenburger Strafraum war und der Angreifer aufgrund eines intensiven defensiven Arbeitseinsatzes zu Fall kam. Dem Unparteiischen blieb nichts anderes übrig, als auf Strafstoß zu entscheiden. Diesen verwandelte Höxter sicher, so dass es nun 3-1 stand (77.).
In der Folge war unsere Mannschaft komplett von der Rolle, nur eine Minute später war über die linke Angriffsseite schon wieder ein Spieler der Gastgeber auf dem Weg in Richtung Bonenburger Tor. Lutz entschied sich diesmal, herauszulaufen, doch zu ungestüm, so dass er vom Angreifer ausgespielt wurde und dieser den Ball aus rund 25 Metern ins verwaiste Tor schoss. 4-1 (78.).
Nun zog unser Trainerteam die letzte Option und ließ noch einmal Daniel Berendes (für Jaspar Wagemann) von der Leine (79.). Aber auch dieser konnte nichts mehr ausrichten.
Nun drohte es, bitter zu werden, weil Höxter gar nicht daran dachte, das Spielen einzustellen. So kam es, wie es kommen musste, unsere Mannschaft, die sich nun aufgegeben hatte, musste noch das 1-5 (86.) und 1-6 (89.) hinnehmen.
Nach einer kurzen Nachspielzeit hatte der Schiedsrichter ein Einsehen und setzte dem Elend ein Ende. Dies war nicht die höchste Klatsche, die ich mit ansehen musste, aber sie ist ziemlich weit oben dabei. Dass wir nicht die höchste Niederlage der A-Liga an diesem Wochenende kassierten, tröstete dabei auch nicht wirklich.
Aber letztendlich halte ich es mit Hubertus Schade, der zu Protokoll gab, dass unsere Mannschaft auch ein solches Ergebnis und Erlebnis ein Stückchen weiterbringt. Höxter war an diesem Nachmittag eine Nummer zu groß, muss man akzeptieren.
Aber ich bin sicher, dass unsere Mannschaft daraus die richtigen Lehren und Schlüsse zieht. Wir haben schon so viel miteinander erlebt, da lassen wir uns doch von sowas nicht aus dem Konzept bringen.
Schon am Sonntag gegen Bad Driburg ist die Chance zur Wiedergutmachung gegeben.
Meine Unterstützung habt ihr, ohne Wenn und Aber.
Nur der SVB!
Euer Werner