I.Mannschaft

Für wohl die meisten von uns gab es am gestrigen Sonntag ein neues Stadion zu erobern, denn unsere erste Mannschaft spielte erstmals beim Aufsteiger SV Germania Albaxen von 1928 e.V., ein sehr klangvoller Name. Da die zweite Mannschaft spielfrei hatte, brauchten wir erst um 13.45 Uhr das Fahrzeug satteln und gen Albaxen aufbrechen, Uwe hatte sich bereiterklärt, zu fahren. Für die knapp 50 Kilometer mussten wir schließlich etwa eine Dreiviertelstunde einplanen, denn Albaxen liegt unweit der niedersächsischen Landesgrenze vor den Toren Holzmindens. Orte, die ein „x“ im Namen tragen, sind sowieso per se verdächtig. Für diejenigen, die schon einmal beim FC Stahle zu Gast waren, dürfte die Reise kein Neuland gewesen sein, nur dass man irgendwann mal links abbiegen musste – das war dann quasi der Albaxit.

Am Spielort angekommen, wirkte die Anlange zunächst wie der Sportpark eines Gefängnisses. Hohe Zäune, Stacheldraht, alles verriegelt und verrammelt. Ein Spieler der Hausherren war dann so gut, uns darauf hinzuweisen, dass der Eingang woanders war und wir noch ein paar hundert Meter um den Platz herumgehen mussten. Als ich den Eingang zum Platz dann erblickte, fühlte ich mich an eine Mischung aus Grundschule und Schwimmbad erinnert, abgesehen von einem Schaukasten wies wenig darauf hin, dass es sich hier um einen Sportplatz handelte.

Aufgrund meines Outfits hielt man mich zunächst für einen Offiziellen vom Verein und wollte mich ohne Eintritt passieren lassen, dies realisierte ich erst mit Verzögerung und zahlte natürlich trotzdem – man erhob 4 Euro, das ist bisher A-Liga-Spitze. Für einen Aufsteiger schon ein happiger Preis. Aber egal, für unsere Mannschaft gebe ich mein letztes Hemd.

Plötzlich schossen Schwene Tränen in die Augen, denn er hatte registriert, dass es Veltins gab. Nur noch eine Staubwolke zeugte davon, dass er Sekundenbruchteile zuvor noch neben mir gestanden hatte, denn in siebenfacher Lichtgeschwindigkeit war er zur Verkaufsstelle entschwunden und riss dem bedauernswerten Personal das Kaltgetränkegebinde aus den Händen. Als Schwene den Kasten an unseren Standort getragen hatte, befand sich noch die Hand eines der Verkäufer am Gebinde…

Man muss Albaxen lassen, dass sie eine recht schöne Sportanlage haben. Reichlich Parkmöglichkeiten, eine ordentliche Tribüne, umfangreiches gastronomisches Angebot (auch wenn die Bratwurst schon zur Halbzeit ausverkauft war), nett im Grünen gelegen mit den im Nordkreis üblichen Kühen als Zuschauern neben dem Platz.

Apropos Zuschauer: Es waren auf der Heimseite sicherlich 70 Zuschauer anwesend, der SVB hatte, der weiten Anreise zum Trotz, auch um die 30 Fans mitgebracht, die sich auf beide Seiten des Platzes verteilten. Wegen des etwas diffusen Wetters mit einigen kleinen Regenschauern zwischendurch entschieden sich einige, unter dem Dach Platz zu nehmen.

Kurz vor Anpfiff vernahm ich dann ein leises Murmeln, es gab offenbar einen Stadionsprecher, aber dessen Ansagen konnte man auf der gegenüberliegenden Seite nun wirklich nicht verstehen. Das kommt davon, wenn man das Mikrofon über einen Kassettenrekorder laufen lässt.

Anpfiff

Was dann aber lief, waren die Mannschaften, nämlich auf den Platz. Dieser war etwas holprig, trocken und hart, was natürlich der Witterung geschuldet war. Aber wie immer gelten die Bedingungen für beide Mannschaften, also war alles angerichtet. Pünktlich pfiff der Schiedsrichter Yilmaz Demir an.

Zunächst passierte wenig bis gar nichts bis nicht viel, das Spannendste war noch, dass Florian Ernst einem Angreifer zuvor kam und zur Ecke klärte, bevor Gefahr aufkommen konnte (7.). Danach war erstmal ganz viel Leerlauf angesagt, Mittelfeldgeplänkel bis zum Abwinken, keine Mannschaft konnte ernsthaft in die Nähe des gegnerischen Tores kommen. Es dauerte bis zur 28. Minute, als Daniel Wulf einfach mal aus 20 Metern abzog, diesen Schuss klärte der Keeper zur Ecke.

Unsere Jungs waren nun etwas besser im Spiel, hatten einige Ecken hintereinander, die aber allesamt ziemlich ungefährlich verpufften. Erwähnenswert war hier, dass Albaxen einmal die Entscheidung des Unparteiischen korrigierte und zugab, dass es Eckball für den SVB geben muss. Sehr fair!

Das Spiel insgesamt nahm nun etwas an Fahrt auf. Zunächst zog Ralf Haurand nach einer neuerlichen Ecke einfach mal aus 26 Metern ab, der Ball ging aber über das Tor (31.). In der 35. Minute bekam Albaxen einen Freistoß gut 25 Meter zentral vor dem Tor zugesprochen, diesen jagten sie aber in die von unserem Torhüter Christof Stallmeister optimal postierte Mauer. Die Mauer in Berlin fällt. Unsere nicht.

Nur eine Minute später musste Stalli dann aber ernsthaft eingreifen, denn über halblinks lief plötzlich ein Angreifer der Hausherren alleine auf ihn zu. Er warf sich ihm entgegen und er parierte die Situation herausragend – zu unser aller Verwunderung entschied der Schiedsrichter dann auf Eckball, obwohl definitiv der Angreifer zuletzt am Ball war, so dass es Abstoß vom Tor hätte geben müssen.

Die Schlussphase des ersten Durchgangs wurde dann doch noch einmal interessant, erst schlug Patrick Brechken einen Freistoß schön diagonal in den gegnerischen Strafraum, Dennis Kriwet am langen linken Pfosten verpasste knapp (39.). Im Gegenzug gab es im SVB-Strafraum ein ordentliches Gewusel, Jaspar Wagemann schlug den Ball dann zwar heraus, aber wiederum lediglich in die Beine des Gegners, aber zwei Schussversuche ihrerseits wurden von unserer nun wieder aufmerksamen Verteidigung geblockt.

In der 43. Minute wieder Freistoß für den SVB, diesmal konnte der Keeper den abermals von Patrick getretenen Ball nur zur Ecke klären, in der ersten Minute der Nachspielzeit dann noch einmal ein Freistoß für die Hausherren, diesmal aus durchaus brenzliger Position, etwa 20 Meter halbrechts zum Tor. Doch den harmlosen Schuss nahm Stalli mühelos auf. Unmittelbar danach bat der im bis hierher sehr fairen Spiel mehr oder weniger beschäftigungslose Schiedsrichter zur Pause.

Halbzeit

Es war bis hierher kein gutes Spiel, es lebte allein von der Spannung, wie man so schön sagt. Unser Trainer Benna Gockeln sah keine Veranlassung zu wechseln, so spielte unsere Mannschaft mit unverändertem Personal weiter.

Nur Sekunden nach Wiederanpfiff war Albaxen plötzlich im Bonenburger Strafraum und einer von ihnen kam zu Fall. Die Heimzuschauer, jetzt erstmals deutlich zu hören, reklamierten natürlich auf Strafstoß. Aber der Schiedsrichter und ich waren uns einig, dass es keiner war, das Spiel ging weiter.

Nach 49 Minuten trug unsere Mannschaft einen schönen Angriff über die rechte Seite vor, der Ball wurde ordentlich in den Strafraum quergelegt, doch da war – niemand, so dass Albaxen sicherheitshalber zur Ecke klären konnte.

Nach 58 Minuten griff dann Albaxen über die linke Seite an und schloss ab, aber der Distanzschuss ging weit rechts am Tor vorbei. Zwei Minuten später parierte zunächst Stalli hervorragend gegen einen heranstürmenden Albaxer und leitete unmittelbar einen Konter über Dennis Kriwet ein, dessen abschließender Schuss ging aber knapp links am Tor vorbei.

Nur eine Minute später wieder ein Freistoß für den SVB, aussichtsreich rund 25 Meter zentral vor dem Tor. Diesmal trat Dennis Kriwet den Ball, dessen Schuss hob der Keeper mit einer Hand über die Querlatte. Und wieder lag der Unparteiische daneben, es hätte Ecke geben müssen. Doch erneut räumte Albaxen den fälligen Bonenburger Eckstoß ein, bereits zum zweiten Mal! Faire Sportsleute, muss man anerkennen.

In der 63. Minute wechselte der SVB nun zweimal, Daniel Berendes ersetzte den angeschlagenen Roland Seewald und Bernhard Schwiddessen kam für Florian Ernst, der eine gute Leistung gezeigt und viel abgeräumt hatte, ins Spiel.

Dann schlug die 65. Minute. Schnell vorgetragener Angriff über die Mitte. Patrick Brechtken am Ball. Dieser schlug den Ball hervorragend in den Strafraum, genau in den freien Raum zwischen Keeper und Verteidiger. Dennis Kriwet steigt zum Kopfball hoch, der Torwart kommt ihm entgegen, doch er konnte nicht verhindern, dass der Ball an ihm vorbei ins TOOOOOOOOOOOOOOR einschlug (66.)! 1-0 für den SVB! Klasse gespielt!

Nur eine Minute später lag der Ball erneut im Albaxer Tor, diesmal hatte der Unparteiische aber abgepfiffen, offenbar hatte ein SVB-Spieler Tuchfühlung mit dem gegnerischen Keeper aufgenommen.

Nun waren noch gut 20 Minuten zu spielen und erfahrungsgemäß können das bei eigener, knapper Führung verdammt lange 20 Minuten werden. Dies sah auch Albaxen so, denn in der 70. Minute griffen sie an, brachten den Ball von halbrechts kommend diagonal in den SVB-Strafraum, wo ein Angreifer per Direktabnahme glücklicherweise den Ball weit über das Tor jagte.

Albaxen war in der Folge bemüht, aber wenig gefährlich. Der SVB hingegen versuchte, aus einer geschlossenen Abwehr heraus Nadelstiche zu setzen. So auch in der 84. Minute, als Daniel Wulf einen Konter abschloss, der Keeper hatte aber keine Mühe, die Kugel entgegenzunehmen.

In der 86. Minute wechselte der SVB noch einmal, Pascal Kleinert ersetzte unseren Torschützen Dennis Kriwet, der unter viel Applaus des SVB-Anhangs den Platz verließ.

Die reguläre Spielzeit war fast vorbei. Albaxen im Mute der Verzweiflung nochmal im Vorwärtsgang. Angriff über links, Ball im Bonenburger Strafraum. Gewühl. Unsere Hintermannschaft bekommt den Ball nicht weg. Immer wieder ein Schwarz-Weißer dazwischen, doch keinem gelingt der Befreiungsschlag. Der Ball tänzelt am 5er entlang, und da steht doch noch ein Albaxer, der eiskalt abstaubt und den Ball am chancenlosen Stalli vorbei im Tor unterbringt. NEEEEEEEEEEEEIN! Mist, verdammter. Pures Entsetzen beim SVB-Anhang. 1-1 (89.).

Nachspielzeit

Unsere Jungs schüttelten sich einmal, und angetrieben vom Anhang suchten sie doch noch einmal den Weg nach vorne. Drei Minuten Nachspielzeit angezeigt. In der zweiten Minute davon wurde ein SVBler in der eigenen Hälfte gefoult, doch sein Abspiel fand einen Mitspieler. Und was macht der der Schiedsrichter? Pfeift uns einen glasklaren Vorteil ab, unser Junge wäre auf und davon gewesen.

Nur wenig später: Bonenburg abermals im gegnerischen Strafraum, diesmal bekommt Albaxen den Ball nicht weg. Im Fünfer kommt Pascal Kleinert an den Ball. Hat freie Bahn. Er schießt…und der Ball geht deutlich rechts am Kasten vorbei. Offensichtlich war er von dieser hochkarätigen Chance kurz vor Schluss vollkommen überrascht. Jedenfalls war das DIE Chance zur neuerlichen Führung, die uns mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit den Sieg gebracht hätte. Aber von außen lässt sich das immer leicht erzählen – ich persönlich mache Pascal sicherlich keinen Vorwurf, ich hätte daraus sogar ein Eigentor fabriziert…

Abpfiff

Wenig später war Schluss, Albaxen war sichtlich mit dem doch noch erkämpften Punkt zufrieden und tat auch nicht mehr als nötig. Unsere Mannschaft hat kurz vor dem Ende zwei Punkte verschenkt – mehr als ärgerlich.

Der Schiedsrichter zeigte eine durchwachsene Leistung, in der ersten Halbzeit hatte er wenig zu tun, im zweiten Durchgang, als das Spiel etwas ruppiger und umkämpfter wurde, ließ er eine klare Linie vermissen. Lächerliche vermeintliche Fouls pfiff er wiederholt ab, einige klare Dinger ließ er laufen. Hinzu kommt der abgepfiffene Vorteil kurz vor Schluss. Aber der Punktverlust lag trotzdem sicherlich nicht an ihm.

Aber immerhin ist die Negativspirale unterbrochen und etwas Zählbares auf unserem Konto gelandet. Mit nun 7 Punkten belegen wir weiterhin den zwölften Tabellenplatz.

Die A-Liga scheint in dieser Saison deutlicher denn je eine Zwei-Klassen-Gesellschaft zu sein, wenn man die Ergebnisse auf anderen Plätzen sieht – Würgassen unterliegt auf eigenem Platz TuS Bad Driburg mit sage und schreibe 0-10, der SV Höxter schlägt Neuenheerse gar mit 13-1. Solch drastische Ergebnisse gab es seit Einführung der eingleisigen A-Liga noch nicht. So gesehen schlagen wir uns bisher recht wacker…

Beim Verlassen des Platzes wurde ich vom Gegner, dem Trainer und den verbliebenen Fans recht freundlich verabschiedet, ich stelle fest: Nach Albaxen fahre ich gerne mal wieder.

Für uns geht es am Sonntag mit einem großen Heimspieltag weiter, unsere Zweite empfängt den FC Germete/Wormeln II, währen die Erste TiG Brakel zu Gast hat. Ich freue mich jetzt schon darauf.

In diesem Sinne, bis Sonntag!

Nur der SVB!