Rückblick: SV 21 Bonenburg I : FC Germete-Wormeln 03 I
Die Winterpause dauerte einmal mehr eine gefühlte Ewigkeit, und die Leidenszeit wurde durch einige Spielabsagen noch weiter in die Länge gezogen. So wurden die (Nachhol-)Partien in Hembsen sowie zuhause gegen den Nachbarn aus Scherfede jeweils aufgrund der Platzverhältnisse abgesetzt.
Aber am Sonntag sollte es endlich soweit sein. Das eigentlich ebenfalls angesetzte Spiel unserer zweiten Mannschaft musste allerdings nochmals abgesagt werden, denn zwei Partien hätte unser, nach dem vielen Regen der letzten Wochen, immer noch recht tiefes Geläuf nicht ohne längerfristige Folgen überstanden. Aber die Platzkommission gab letztendlich für das Spiel unserer ersten Mannschaft gegen den FC Germete-Wormeln 03 grünes Licht.
Pünktlich um 14.00 Uhr bei einem angenehmen Sonne-Wolken-Mix ging es dann erstmals im neuen Jahr zum Spieleinsatz zum Bonenburger Allerheiligsten, dem Zentralgestirn unseres Fußballuniversums, unserem sonntäglichen Sehnsuchtsort…ich schweife ab.
Zeitnah kamen unsere Jungs aus der Kabine zum Warmmachen und ein Blick über die Mannschaft ließ mich erfreut feststellen, dass neben den Langzeitverletzten nur ein Spieler fehlte, dafür aber ein Hochkaräter: Julian Meyer stand an diesem Nachmittag nicht zur Verfügung. Schon beim Aufwärmen stellte ich eine hohe Einsatzbereitschaft fest, es machte richtig Freude, den Jungs zuzusehen. Es war nicht zu sehen, dass die Truppe heiß auf das Spiel war und darauf, dass es endlich wieder losging.
Auch der junge Schiedsrichter aus der Nähe von Brilon kam frühzeitig zu uns, stellte sich vor und bekundete, dass er erstmals in Bonenburg war. „Der wird staunen“ dachte ich so vor mich hin und nach Abpfiff – soviel sei vorweggenommen – bekundete er, dass ihm das Drumherum sehr gefallen habe. Ein sympathischer Zeitgenosse, muss ich wirklich sagen.
Bereits um 14.55 Uhr standen beide Mannschaften samt Unparteiischem zum Einlaufen bereits und „Hells Bells“ dröhnte über die Gemeinde, ein untrügliches Zeichen, dass es endlich wieder losging. Ein leichter Schauer kroch über meinen Rücken – was liebe ich diese Nachmittage.
Der Zuschauerzuspruch war sehr gut, die Bonenburger Seite war gut besetzt und auch auf der gegenüberliegenden Seite hatten sich zahlreiche Germeter Fans eingefunden. Für ein stimmungsvolles Ambiente war also gesorgt.
Die Vorzeichen schienen klar: Bonenburg war Tabellenelfter, die Gäste vom FC Germete-Wormeln spielen eine hervorragende Runde und sind die Einzigen, die dem enteilten Tabellenführer SpVgg Brakel II einigermaßen auf den Fersen bleiben konnten und belegten den zweiten Platz. Somit war die Favoritenrolle klar auf Seiten der Gäste. Allerdings weiß man, dass in Bonenburg die Gesetze des Fußballs, ebenso wie die von Zeit und Raum außer Kraft gesetzt sind. Hier kann grundsätzlich ALLES passieren. Ich war gespannt wie ein Flitzebogen.
Ein wenig vor 15.00 Uhr erklang der Anpfiff und von der ersten Sekunde an versuchte unsere Mannschaft auf dem teilweise holprigen und tiefen Geläuf, den spielstarken Gästen den Schneid abzukaufen. In der Anfangsphase klappte dies gut, man konnte Germete weitestgehend vom Bonenburger Tor fernhalten.
Die erste Chance hatte dann der SVB: Ecke von links, diese fand den Weg zum halbrechts an der Strafraumgrenze lauernden Patrick Brechtken, dieser nahm den Ball direkt und zielte auf das rechte untere Eck – doch der Torhüter der Germeter tauchte ab und konnte zu einer neuerlichen Ecke klären.
In der Folge erlebten wir ein sehr intensives, kampfbetontes Spiel. Unsere Mannschaft kämpfte um jeden Ball, machte die Räume eng und ließen so den Gegner kaum zur Entfaltung kommen. Nennenswert war lediglich ein Vorstoß der Gäste, doch Lutz Müller im Bonenburger Tor konnte den Ball rechtzeitig abfangen.
Nach 17 Minuten wieder eine Gelegenheit für Bonenburg, ein Freistoß aus aussichtsreicher Position, gut 22 Meter halbrechter Position. Der von Patrick ausgeführte Schuss kam allerdings direkt auf den Torwart, der somit keine Mühe hatte.
In der 25. Minute dann der erlösende erste Torjubel des Jahres: Nach feinem Angriff landete der Ball bei Tobi Ricken, der humorlos rechts am Germeter Keeper vorbei, den Ball in die Maschen jagen konnte. 1-0 für den SVB! Das ließ sich gut an, und durch eine engagierte Mannschaftsleistung hatte sich die Mannschaft diese Führung auch redlich verdient.
Doch diese Führung hatte nicht lange Bestand: Nur fünf Minuten später glich Germete mit seinem ersten echten Torschuss, der allerdings sehr genau passte, zum 1-1 aus. Zu diesem Zeitpunkt eher überraschend, aber das Tor war nun mal gefallen.
Doch unsere Mannschaft warf das nicht zurück, eher im Gegenteil: Weiter spielte sie mutig nach vorne, setzte jedem Ball nach und versuchte, Germete unter Druck zu setzen. In der 39. Minute klappte das ganz hervorragend, Toni Norberts wurde unweit des Strafraums auf der halbrechten Seite schön in Szene gesetzt, dieser lief mit dem Ball am Fuß aufs Tor zu – spielte den Keeper eiskalt aus und legte die Kufgel an ihm vorbei zur neuerlichen Führung des SVB ins Tor. 2-1. Klasse gemacht, Toni!
Bis zur Halbzeit passierte nichts mehr und mit der verdienten, aber knappen Führung im Rücken ging es in die Kabinen. Verdientermaßen erhielt unsere Mannschaft Applaus, denn sie zeigte eine gute Leistung und war dem favorisierten Gegner ebenbürtig.
Unverändert kam unsere Mannschaft zurück aufs Spielfeld, das Trainerteam Schade/Gockeln sah zurecht keine Veranlassung, etwas an Ausrichtung und Personal zu ändern.
Und die zweite Hälfte begann verheißungsvoll: Nach einer schönen Hereingabe war plötzlich Toni mutterseelenallein am langen, rechten Pfosten, doch der Torwart, bekanntlich sicherlich einer der besten im Sportkreis, schaffte es tatsächlich, rechtzeitig unten zu sein und die Kugel irgendwie zu parieren (51.). Klasse Aktion von beiden!
Doch nur wenige Minuten später die Ernüchterung: 55 Minuten waren auf der Uhr, als Germete einen Freistoß zugesprochen bekam, so weit, so ungefährlich. Doch es kam anders: Der Ball kam aufs Tor, Lutz konnte den Ball nicht festhalten und die blöde Murmel trullerte ins Tor – zum Entsetzen von Lutz und allen, die es mit dem SVB halten. 2-2.
Das nun immer hektischer geführte Spiel, in das auch eine kleine Prise Gift mit hineingeriet, entwickelte sich zu einer hochdramatischen Partie. Denn nur wenige Minuten nach dem neuerlichen Ausgleich war der SVB wieder am Zug.
Tobi Ricken, dieser Teufelskerl, wollte sich mit dem aus seiner Sicht sicherlich grässlich ungerechten Remis nicht abfinden und drosch die Kugel eiskalt zum zweiten Mal über die Linie: JAAAAAAAAAAAAAA, 3-2 – TOOOOOOOOOOOOOOR für den SVB! Die dritte Führung des Nachmittags. Die Frage war nun: War das endlich der Wirkungstreffer?
Zunächst wirkte der Favorit (nein, nicht wir, Germete) sichtlich beeindruckt und bekam nicht viel auf die Kette, wenn einmal etwas durchkam, war die Abwehrreihe um Roland Seewald zur Stelle. Doch irgendwie spürte ich, dass dieser Zwischenstand noch nicht das letzte Wort an diesem denkwürdigen Nachmittag war. Und ich sollte Recht behalten…
In der 71. Minute schaffte es Germete dann noch einmal, wieder in den Bonenburger Strafraum zu kommen – Lutz eilte hin, der Germeter fiel, der Schiedsrichter pfiff – und zögerte keine Sekunde, auf den Elfmeterpunkt zu zeigen. Neeeeeeeeeeeee, ey, das konnte doch nicht wahr sein. Erst hoffte ich noch, dass sich das Geschehen vielleicht doch noch kurz vor dem Strafraum ereignet hätte, doch als sich ein Spieler in Blau den Ball auf dem Punkt zurecht legte, musste ich der Wahrheit ins Auge sehen. Es gab wirklich Elfmeter für die Gäste, und das wohl auch berechtigter Weise. Der Schütze hatte dann auch keine Mühe, am chancenlosen Lutz vorbei vom Punkt aus den Ausgleich zum 3-3 (73.) zu markieren.
Dann wurde es kurios: Der doch gerade noch erfolgreiche Elfmeterschütze hatte nichts besseres zu tun, als Lutz, als er gerade den Ball aus dem Netz holen wollte, umzureißen. Der Schiedsrichter rief den Delinquenten zu sich und als seine Hand in Richtung Gesäßtasche langte, wussten wir, dass der Referee die einzig richtige Entscheidung traf: Rote Karte für Germete (74.).
Zehn Minuten vor Schluss wechselte dann der SVB erstmals, brachte Hendrik Hoppe für den gut spielenden Dennis Kleinert. Und nur wenig später wurde es bitter: Ein Germeter kam an der Strafraumgrenze nahezu unbedrängt zum Abschluss, traf die Kugel nahezu optimal und der Ball senkte sich ins lange, rechte Eck. 3-4, und das sechs Minuten vor Ende der regulären Spielzeit. NEEEEEEEEEEEEIN, das durfte doch nicht wahr sein. Dreimal geführt, und am Ende mit leeren Händen? Wie ungerecht ist das denn? Einer der SVB-Ultras, die sich hinter dem todschicken neuen Vereinsbanner versammelt hatten, brachte es auf den Punkt: „Ungerechter kann man nicht führen!“.
Unser Trainerteam reagierte nochmal, brachte Debütant Lukas Pieperling, der sich diesen Einsatz durch Trainingsfleiß in der Winterpause verdient hatte, sowie Aaron Kersting für Jaspar Wagemann und Florian Ernst (86. und 90.).
Nachspielzeit. Drei Minuten angezeigt. Bonenburg zwar aufrichtig bemüht, fand aber die Lücke nicht.
Eine Minute rum. Ball zwar vor dem Germeter Tor, landet aber beim Torwart.
Zwei Minuten rum. Immer wieder der bange Blick zur Uhr. Schon wieder beim Torwart. Da fallen einem ja die Zähne aus.
Dritte Minute läuft. Abstoß vom Germeter Tor landet nahe der Mittellinie. Über den an diesem Nachmittag klasse aufspielenden Patrick Brechtken landet der Ball links vom Strafraum bei Tobi Ricken. Dieser schlägt den Ball in den Strafraum.
Gewühl. Germete kriegt den Ball nicht weg.
Aus dem Hintergrund rauscht Toni heran. Toni jagt den Ball…ins TOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOR! JAAAAAAAAAA, die Allerneunzigste, ich liebe sie. Ausgleich zum 4-4, in der dritten Minute der Nachspielzeit! Unfassbar, was für ein Spiel, was für ein Kampf, was für eine Leistung unserer Mannschaft!
Nur Sekunden später hatte der Fußballgott ein Einsehen, ebenso wie der Schiedsrichter, und letzterer beendete die herzinfarktgefährdende Begegnung mit dem wohl letztendlich leistungsgerechten Unentschieden.
Jedwede Enttäuschung auf Seiten unserer Mannschaft versuchte ich zu verhindern, denn nach dreimaliger Führung, dann doch einem Rückstand doch am Ende einen Punkt am Platz zu behalten, und das gegen den Tabellenzweiten, nötigt mir vor allem eines ab. Respekt. Und auch Stolz!
Ich war stolz auf jeden einzelnen, der an diesem Nachmittag unser Trikot getragen hat.
Mein Dank gilt jedem einzelnen, der sich bei diesem tollen Kampfspiel für unseren SV 21 Bonenburg zerrissen hat.
Das Leben hat uns wieder. Es ist wieder Fußball!
DANKE!
Nur der SVB!
Euer Werner