Da ist sie nun endlich, die neue Kreisliga-Saison 2023/24.

Lange mussten wir darauf warten, zumal es zwar immer wieder irgendwelche überbezahlten Stümper*innin*innen versuchen, etwas entfernt an diesen wunderbaren Sport Erinnerndes darzubieten, doch jeder Versuch ist zum Scheitern verurteilt. Immerhin konnten wir uns mit allerlei Schützenfesten und ähnlich gelagerten Zelebrierungen über Wasser halten, aber die Zeit der kontrollierten Offensive am Glas in Uniform ist vorbei, aber passender Weise fängt nun eben der Fußball wieder an.
Einen ersten kleinen Vorgeschmack bekamen wir bereits in der Woche zuvor angeboten, als unsere Mannschaft in der ersten Runde des Kreispokals mit dem SV Fürstenau-Bödexen einen frischgebackenen A-Ligisten empfing, gegen den man mit einer mehr als ordentlichen Leistungen mit dem knappsten aller Ergebnisse, mit 0-1 ausschied. Und das trotz des Umstandes, dass Kevin Hibbeln nach Notbremse kurz nach Wiederanpfiff die Rote Karte sah und unsere Mannschaft somit fast eine ganze Halbzeit zu zehnt spielen musste. Es handelte sich dabei in keiner Weise um ein böses Foul, was auch daran erkennbar ist, dass Kevin nur für ein Spiel gesperrt wurde und somit die Mindeststrafe erhielt.
Kreispokalspiele sind für mich seit eh und je nur Testspiele unter Wettbewerbsbedingungen, der echte Ernst des Lebens begann gestern mit dem Start in die Kreisliga-B-Saison. Dieser führte uns in diesem Jahr nach Peckelsheim zum FC Peckelsheim-Eissen-Löwen II.
Pünktlich traf ich am Spielort ein und die schöne Sportanlage ist neuerdings um ein quietschbuntes Zelt erweitert, das in einem doch wahrhaftig Lust auf Ponyreiten aufsteigen ließ. So sah das Teil zumindest aus. Oder wie ein Zirkuszelt aus der Hölle, aus dem eine Pennywise mit einem roten Luftballon in der Hand entgegenzwinkert. Unser unermüdlicher Läufer auf der rechten Seite, Daniel Wulf, hatte beim Anblick dieser kuriosen Installation auch schon Bedenken geäußert, ob er sich bei einem seiner unnachahmlichen Spurts nicht plötzlich darin wiederfindet.
Aber das nur am Rande, an sich fahre ich wirklich gerne nach Peckelsheim, es ist eine schöne Sportanlage mit einem hochwertigen Kunstrasen. Vor allem ist man von Bonenburg aus in zehn Minuten da.
Spiele gegen zweite Mannschaften sind immer undankbar, häufig sind beim Gegner kaum Zuschauer zu verzeichnen, wenn man Pech hat, spielen da noch Akteure aus deren Erster mit und das noch zu unmöglichen Zeit um Mittag herum. Aber all das war diesmal nicht der Fall. Von beiden Seiten waren ordentliche Zuschauerzahlen zu verzeichnen, aus Bonenburg gut 30, PEL hatte seinen gut besetzten Stammkader zur Verfügung und es wurde zur besten Zeit um 15.00 Uhr gespielt. Fußballherz, was willst du mehr?

Ich selbst zog es an diesem Nachmittag vor, mich in aller Ruhe auf die Tartanbahn zu setzen und von dort aus das erste Ligaspiel der Saison zu genießen und nicht wie gewohnt mitten im schwarz-weißen Mob. Muss ich nicht immer haben, war aber auch mal schön.
Auf Bonenburger Seite waren einige zuletzt noch fehlende Akteure wieder an Bord, Kapitän Jan Müller konnte wieder mitwirken, kehrte ebenso wie Noah Wagemann in die Startelf zurück. Auf der Bank nahmen Christian Rüther und Joel Graute Platz. Auch Lars Hoppe war dort im Notfall einsatzbereit. Florian Ernst saß ebenfalls zunächst dort und fieberte seinem Comeback nach seiner schweren Knieverletzung entgegen. Nicht zur Verfügung standen Hendrik Hoppe und Jaspar Wagemann.
Schiedsrichter der Partie war Jürgen Hartmann aus Scherfede, der zuletzt immer mal wieder Spiele mit Bonenburger Beteiligung zu leiten hatte.

Anpfiff

Pünktlich eröffnete dieser das Spiel und Bonenburg war von Beginn an um Offensivaktionen bemüht. Doch in den ersten Minuten blieben nennenswerte Chancen Mangelware. Nach Angriffen, vorwiegend über die rechte Seite, wo Daniel Wulf und Soud Eido Haji Mhe (in Fachkreisen „Nähmaschine“ genannt aufgrund seiner enormen Schrittfrequenz), kam es auch zu einem ersten Eckball, der aber verpuffte. Dann trug Bonenburg einen Angriff über links vor, Noah Wagemann am Ball, wurde auf der Linksaußen-Position unschön gelegt. Freistoß. Vielleicht 20 Meter zum Tor.
Tobi Ricken, der schon im Pokal den sehr guten Gästekeeper zweimal mit tollen Freistößen zu Paraden zwang, legt sich den Ball zurecht. Läuft an. Trocken und humorlos schießt Tobi die Kugel millimetergenau am verdutzten Keeper vorbei in die Maschen: TOOOOR! 1-0 für den SVB! Das geht ja gut los (8.).
Doch die Gastgeber zeigten in der Folge, dass sie keineswegs nur als Kanonenfutter angetreten waren. Manch schneller Angriff rollte nun in Richtung Bonenburger Tor und die Defensivreihe wirkte in dieser Phase etwas unaufgeräumt. Einen ersten Eckball von der rechten Seite schossen sie noch ins linke Seitenaus.
Doch ein zweiter Eckball, als abermals ein (zumindest unter Abseitsverdacht stehender) Angreifer über halbrechts plötzlich alleine vor Mike Niggemann im Bonenburger Tor auftauchte und dieser toll auf Kosten einer Ecke reagierte und parierte, war ein ganz anderes Kaliber: Von rechts getreten kam der gefährlich vor das Bonenburger Tor, schlimmer noch, der Ball fand einen am linken Pfosten lauernden Abnehmer, Jens Ehle ging direkt bei ihm stehend nicht beherzt genug hin und so konnte der Angreifer nahezu unbedrängt einköpfen. 1-1 (11.).
Nicht viel später schon wieder liefen gleich drei Angreifer der Gastgeber auf Mike zu, doch abermals parierte dieser klasse. Wieder Eckball, diesmal von links, doch diesmal konnte dieser geklärt werden, zumal sich ab jetzt Maschine Bernhard Schwiddessen ins Defensivgeschehen einschaltete. Wo der hingeht, wächst auch kein Kunstrasen mehr.
Nach einer kurzen Drangphase der Hausherren übernahm jetzt wieder mehr und mehr der SVB das Geschehen. Rund eine Viertelstunde war gespielt, als der Ball auch mal wieder im PEL-Strafraum war. Daniel Schäfers geht zum Ball, ein gegnerisches Bein dazwischen, Daniel fällt. Der Schiedsrichter pfeift: Strafstoß! Keine nennenswerten Proteste beim Gegner, klare Sache.
Tobi ist sich seiner Sache sicher, schnappt sich die Kugel. Legt sie sich hin. Läuft kurz an, der Ball fliegt links am chancenlosen Keeper vorbei: TOOOOOR! Der SVB führt wieder. So wichtig! (15.).

Der SVB war in der Folge spielbestimmend, aber PEL versuchte immer mal wieder, ihre schnellen Offensivkräfte einzusetzen. Doch entweder Mike oder ein Verteidiger waren nun zur Stelle.
Da es in der ersten Hälfte noch unangenehm schwül-warm und sonnig war, hatte man sich auf eine Trinkpause geeinigt (in der zweiten Halbzeit entfiel diese, weil es sich zuzog und auch etwas abkühlte). Unser Trainer Michael Scheele nutzte diese, um noch einige Feinjustierungen an der Mannschaft vorzunehmen und direkt nach Wiederanpfiff trugen diese Früchte, denn der SVB überrumpelte den Gegner: Schneller Angriff, in der Mitte lauerte – na wer schon – Tobi, dieser setzte einen feinen Drehschuss aufs Tor. Ach was, INS Tor! 3-1 für den SVB (27.). Der Bonenburger Anhang war natürlich selig, endlich konnte man sich etwas vom Gegner absetzen.
Einige Minuten später eine weitere Riesenchance für unsere Jungs. Nach feinem Zuspiel kam Daniel Schäfers im Strafraum völlig frei zum Schuss, die Kugel schepperte leider nur an die Querlatte.
Nicht mehr lange bis zur Halbzeit, der SVB war nun klar die dominierende Mannschaft, die Nadelstiche der Hausherren wurden spürbar weniger. Unweit der Strafraumgrenze kam Joseph Schwiddessen zentral vor dem Tor unbedrängt zum Abschluss, und weil ihm nichts Besseres einfiel, hämmerte er den Ball dermaßen genau an den linken Innenpfosten, dass dieser gar keine andere Möglichkeit hatte, als von da aus ins Tor zu prallen. 4-1 für Bonenburg (40.).
Bis zur Halbzeit passierte nichts Aufsehen erregendes mehr und da die Partie äußerst fair war, gab es auch kaum Grund nachzuspielen, somit beendete der Schiedsrichter den ersten Durchgang auch fast pünktlich.

Halbzeit

Bis auf einige Wackler in der Defensive, die die einzigen Schönheitsfehler waren, lief es bisher wie am Schnürchen. Sogar der postwendende Ausgleich zum 1-1 hat unsere Mannschaft nicht aus dem Konzept gebracht, eine 4-1-Führung zur Pause konnte sich sehen lassen.
Unverändert schickte unser Trainer die Jungs wieder aufs Spielfeld, eine gravierende Umstellung nahm er aber doch vor: Er beorderte Daniel Schäfers ins Abwehrzentrum, die mehrfach augenfälligen Mängel in der Zuordnung sollten so ein Ende finden. Und fanden sie auch, da Daniel seine Sache sehr gut machte. Von nun an zog er die Fäden im Bonenburger Spiel eben von weiter hinten.
Aus einer weitestgehend sicheren Defensive baute der SVB in der Folge ein ums andere Mal das Spiel auf, mehrfach stellte Daniel Wulf dabei seine Schnelligkeit unter Beweis. In einer Situation brach er über rechts durch und lief alleine auf den Keeper zu, doch er schaffte es nicht, diesen zu überwinden.
Daniel Schäfers prüfte zudem die Haltbarkeit auch der anderen Querlatte, indem einen Schuss dagegensetzte.
Auf der Gegenseite musste Mike nur noch einmal nennenswert eingreifen, doch abermals behielt er in einem Eins gegen Eins glänzend die Ruhe. Was mir bei unserem Keeper auch positiv auffiel, dass er gerade im zweiten Durchgang hoch vor das Tor kommende Bälle sehr sicher herunterpflückte.

Plötzlich kam der auf der Bonenburger Bank neben den Ersatzspielern sitzende Bomber zu einer erschütternden Erkenntnis. Er schlug die Hände vor das Gesicht und stellte fest: „Oh Nein, morgen ist ja Montag!“. Das deprimierte uns alle für einen Moment, doch der Blick auf den Platz ließ die finsteren Blicke schnell wieder erhellen.
In der 68. Minute funktionierte dann ein in der zweiten Hälfte angesichts der nun größer werdenden Räume mehrfach versuchtes Spielmuster hervorragend: Guter langer Pass aus der Mitte auf die rechte Außenbahn zu Daniel Wulf, dieser flankt genau zu Tobi Ricken, der hoch steigt, sogar leicht in Rücklage gerät, aber dennoch mustergültig am chancenlosen Keeper vorbei ins Tor köpft: 5-1 für den SVB (68.). Was für ein toller Angriff unserer Mannschaft! Das dürfte nun die endgültige Entscheidung gewesen sein.
Ähnliches Spiel einige Minuten später, allerdings mit anderer Rollenverteilung: Diesmal setzt sich Tobi über die rechte Seite durch, sieht den in der Mitte vollkommen freien Daniel Schäfers. Doch Tobis Vorlage kommt leider etwas arg ambitioniert, so dass Daniel den nicht wirklich verarbeiten konnte, so war die größte Chance auf ein noch höheres Ergebnis vergeben. Aber wahrscheinlich wäre das dann auch des Guten zuviel gewesen…

Die Schlussviertelstunde wurde von Wechseln dominiert: Florian Ernst beendete endlich seine ewig lange Leidenszeit und durfte wieder auf den Platz, er kam für Jens Ehle (74.), auch Christian Rüther und Joel Graute durften noch Einsatzzeit sammeln, die kamen für Daniel Wulf (77.) und Joseph Schwiddessen (82.).
Auf dem Platz passierte nichts Aufregendes mehr, außer dass sich Daniel Schäfers nach einem Ausfallschritt an den Oberschenkel fasste und wenig später zur Sicherheit für die letzten Minuten noch einmal durch Daniel Wulf ersetzt wurde, der sich somit die gerade so gut wie ausgezogenen Schuhe wieder anziehen durfte.

Ziemlich genau nach neunzig Minuten pfiff der Schiedsrichter ab, insbesondere die Peckelsheimer haderten desöfteren mit Entscheidungen des Unparteiischen, die aber allesamt nicht spielentscheidend waren. Der eine oder andere schnelle Angriff der Gastgeber roch zwar nach Abseits, aber wen juckt Abseits, wenn man Mike hat? Abgesehen davon war es ein äußerst faires Spiel.

Abpfiff

Der Auftakt in die neue Saison ist somit rundum gelungen. Es gab tolle Spielzüge zu bestaunen, unsere Mannschaft ist in einer guten Frühform. Hinzu kommt unser Vierfach-Torschütze Tobi Ricken (dem dieses Kunststück am 22. April 2018 schon einmal in Stahle gelungen ist) und ein Team, das im Vergleich zur Vorsaison variabler geworden zu sein scheint.
Dass der SV 21 Bonenburg nach dem ersten Spieltag als Tabellenführer dasteht, ist eine schöne Begleiterscheinung, aber natürlich eher wenig von Belang. Aber halt doch schön.

Am Sonntag kommt es nun zur Liga-Heimpremiere, wenn die zweite Mannschaft der neuen Spielgemeinschaft, bestehend aus Bühne, Körbecke, Manrode und Rösebeck, in Bonenburg vorstellig wird. Da machen wir wieder ein Fußball-Fest daraus.
Ich kann es jetzt schon kaum erwarten!
Nur der SVB!